Dietmar und Geli Unterwegs
Reisetagebuch unserer Wohnmobil-Reise an den Küsten Spaniens und Portugals

04.-06. Mai 2019 Am Douro in der Portweinregion

Mit einem modernen Flussschiff fahren wir von Regua flussaufwärts bis Pinhão durch eine riesige Staustufe. Der Douro wird auf seinem Weg mehrmals gestaut um die gefährlichen Stromschnellen der Vergangenheit angehören zu lassen und Hochwasser zu mildern. Was aber nicht immer gelingt, wie uns Fotos von unserem Stellplatz zeigen mit einem erschreckendem Wasserstand.

Links und rechts an den beachtlichen steilen und hohen Uferhängen wird Wein angebaut der berühmte Portwein (Vinho do Porto), kurz Port genannt. Er ist ein roter, seltener auch weißer Süßwein. Namensgebend ist aber die portugiesische Hafenstadt Porto, in die er traditionell nach seiner Produktion zwecks Reifung, Lagerung und internationalem Vertrieb von Peso da Regua aus über den Douro flussabwärts verschifft wurde.

Je nach Qualität und Anlagen wird er nach verschiedenen Verfahren „ausgebaut“, woraus sich unterschiedliche Stile, Reifegrade und Qualitätsstufen ergeben. Vintage Port wird dabei als höchstwertiger Portwein angesehen. In einem herausragenden Jahrgang kann er einer der geschmacklich vielfältigsten und langlebigsten Weine der Welt sein.

Der Portwein hat eine lange Geschichte: Mit den Römern gewannen der Weinanbau und die Weinherstellung erstmals an Bedeutung in Portugal. Im 13. Jahrhundert wurden im Dourotal neue Weingärten angelegt. 1373 unterzeichneten die Portugiesen mit den Engländern ein Handelsabkommen, das sie berechtigte, für die Lieferungen von Vinho Kabeljau vor der britischen Küste zu fischen. Die Bezeichnung „Porto“ für Weine aus dem Dourotal konnte erstmals für das Jahr 1678 in alten Zolldokumenten nachgewiesen werden. Aufgrund der steigenden britischen Nachfrage nach Wein sowie der damals schlechten Beziehungen zu Frankreich suchten englische Kaufleute gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Portugal nach exportfähigem Wein. Qualität und hygienische Bedingungen waren jedoch schlecht, und nur die Mönche waren damals in der Lage trinkfähigen und lagerbaren Wein herzustellen. In einem Kloster sollen englische Kaufleute den sogenannten „Priest-Port“ entdeckt haben. Das Geheimnis des „Priest-Port“ bestand darin, dem Wein während der Gärung Neutralalkohol hinzuzufügen, wodurch der Gärprozess gestoppt wird. Der nicht vergorene Restzucker der Trauben verleiht dem Portwein seinen süßen Geschmack.

Die im Dourotal erzeugten Weine wurden dann mit kleinen, den Douro befahrbaren Schiffen, den barcos rabelos in die Handelshäfen transportiert. Einen weiteren Aufschwung erlebte der Portwein zwischen Portugal und England 1703. Auf die sprunghaft angestiegene Nachfrage folgte ein Qualitätseinbruch, aufgrund dessen der Premierminister Portugals 1756 eine „Gesellschaft zur Garantie von Qualitätskriterien“ initiierte, eine frühe Art von Qualitätssigel. Die Satzung sah unter anderem vor, dass ein Kataster der Douro-Ufer angelegt wird. Die Klassifizierung der Weinberge erfolgte in sechs Klassen auf der Grundlage eines Punktesystems mit den Faktoren Klima, Boden, Hangneigung, Meereshöhe, Ertragsmenge sowie Alter der Rebstöcke. Die Rebsorten wurden ebenfalls in drei Kategorien aufgeteilt.

Wie eingangs erwähnt, stammt ein „echter“ Portwein immer aus Portugal. Der Name „Portwein“ ist gemäß internationalen Handelsabkommen geschützt. Nur ein Wein, der die Kriterien des Portweininstitutes (Instituto do Vinho do Porto) erfüllt, bekommt das offizielle Siegel und darf sich „Portwein“ nennen. Gemäß Reglement dürfen die Trauben nur von Reben in einem genau umgrenzten Gebiet (Região Demarcada) im nordportugiesischen Douro-Tal geerntet werden, das insgesamt etwa 250.000 ha Gesamtfläche umfasst, von denen etwa 46.000 ha mit Reben bestockt sind:

Die Reben kommen aus drei Gebieten:

• Dem Baixo Corgo um die Stadt Peso da Régua im westlichen Teil des Douro-Tals. In der Nähe des Atlantiks sind die Niederschlagsmengen höher als landeinwärts und die Temperaturen niedriger. Die Weinberge sind weniger steil und die Erdschicht auf dem Schiefer ist tiefer und fruchtbarer. Von hier stammt etwa die Hälfte aller Portweine, vor allem die leichteren Ruby- und Tawnyqualitäten.

• Im Cima-Corgo rund um die Stadt Pinhão wird etwa ein Drittel des Portweins hergestellt. Das Klima ist heißer und trockener, die Hänge sind steil, felsig und karg. Hier sind die berühmten Quintas (Weingüter) der Spitzenerzeuger angesiedelt.

• Das Douro Superior reicht von São João da Pesqueira bis an die spanische Grenze. Das Klima ist extrem trocken. Hier werden nur an einigen Stellen Grundweine für Port hergestellt.

Über 80 Rebsorten sind heutzutage in der Region Douro zu finden. Rund dreißig sind für die Herstellung von Portwein zugelassen und in die Kategorien „empfohlen“, „erlaubt“ und „toleriert“ unterteilt. Nach der Handverlesung der Trauben werden diese zunächst wie bei jedem anderen Wein gepresst und der Most wird zur Gärung angesetzt.

Der eigentliche Vorgang, der Wein zu Portwein macht, ist die „Fortifizierung“, also das „Aufspriten“ des gärenden Mostes mit hochprozentigem Ethylalkohol (Weinbrand) Hierbei wird die Gärung der Portweine – sowohl roter als weißer – durch Zugabe von ca. 77%igem Weindestillat gestoppt. Der gewünschte verbleibende Restzucker, also die Süße des Portweins, wird durch den Zeitpunkt des Stoppens bestimmt. Je weiter der Wein vergoren ist, desto weniger Weinbrand wird hinzugefügt. Portwein darf als Endprodukt einen Alkoholgehalt zwischen 19 und 22 Volumen-% aufweisen. Durch den hohen Alkohol- und Zuckergehalt ist er lange lagerfähig.

Nach der Weinherstellung verbleibt er normalerweise ein halbes Jahr im Douro-Tal und wird anschließend per LKW (früher auf Schiffen, den Rabelos, die heute in Porto zu Dekorationszwecken vor Anker liegen) in die großen Portweinkellereien am Ufer des Douro gegenüber von Porto gebracht, wo der eigentliche Reifungsprozess von mindestens zwei Jahren beginnt.

Jeder Portwein lagert zunächst für mindestens zwei, maximal sechs Jahre im „großen Fass“ (Tanks aus Holz oder neuerdings auch aus rostfreiem Stahl, mit teilweise über zwanzigtausend Liter Fassungsvermögen, in dem er in geringem Umfang mit Luft in Berührung kommt und langsam altert/reift. Nach frühestens zwei Jahren wird eine erste Verkostung vorgenommen, um über die Qualität und die weitere Verwendung des Weines zu entscheiden, aus der sich die weitere Art der Reifung ableitet.

Als Faustregel gilt: Je besser ein Jahrgang, umso mehr wird sich seine Qualität durch lange Lagerung, insbesondere Flaschenlagerung, verfeinern und verbessern:

• Ein durchschnittlicher Jahrgang würde durch überlange Lagerung nur schnell im Geschmack verflachen und sollte am besten jung, als „Ruby“, getrunken werden. Ein solcher Wein verbleibt noch kurze Zeit im großen Fass und wird dann trinkfertig in Flaschen abgefüllt.

• Ein überdurchschnittlicher Jahrgang wird durch Lagerung besser. Solche Jahrgänge verbleiben noch einige Zeit im großen Fass und werden dann zur weiteren Reifung entweder in die Pipe (Kleines Fass) oder die Flasche gefüllt.

• Ein Spitzenjahrgang, so er als solcher erkannt und offiziell als „Vintage“ deklariert wurde, sollte möglichst früh in Flaschen umgefüllt werden und vor dem Verzehr für längere Zeit, mindestens 10 Jahre reifen. Solche Weine erreichen ihren geschmacklichen Höhepunkt normalerweise erst nach Jahrzehnten der Lagerung.

Neben der Qualität des Jahrganges entscheidet der Zeitpunkt der Umfüllung, die Art und Dauer der weiteren Lagerung den Charakter eines Portweines. Weinherstellung und -Lagerung sind Wissenschaften, von denen wir nichts verstehen. Aber es ist interessant, in diesem berühmtesten Weinbaugebiet etwas darüber zu erfahren und die edlen Tropfen zu kosten.

Am Bahnhof von Pinhão bewundern wir wieder die dekorativen Wandfliesen, die die Arbeit der Weinbauern darstellen. Mit dem Zug geht es dann am Duroufer zurück nach Peso da Regua.

Am Montag arbeiten wir all unsere Erlebnisse auf, um Dienstag die Region weiter in Richtung Norden zu verlassen.

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