Dietmar und Geli Unterwegs

02. Juli 2019 Am Fluss Scheksna und am Kloster Kirillow

Wir haben den Rybinsker Stausee verlassen und durchfahren den Fluss Scheksna, der vom Weißen See kommt und 164 Km lang ist. Der Begriff Scheksna kommt aus dem Finnischen und bedeutet „mit Ried bewachsener Fluss“. Es ist ein wunderschön ausuferndes Flussgebiet und bei Sonnenuntergang glitzert das Wasser golden und silbern. Links und rechts nicht endende Wälder. Darüber Wolkenspiele mit Gewitterintermezzi.

In Gorizy, einem kleinen Dorf, legen wir an. Die Händler warten schon auf uns. Wir vertrösten sie auf später. In den Sommermonaten legen hier manchmal bis 10 Schiffe täglich an. Dann müssen die Geschäfte gemacht werden, denn im Winter friert der Fluss zu und kein Touristen kommt vorbei. Zunächst werden wir mit Bussen zum 7km entfernten Ort Kirillow gefahren. Hier erwartet uns wieder eine Klosteranlage.

Das Kirillo-Beloserski-Kloster ist eine der größten russischen Klosterfestungen. Es wurde 1397 gegründet, und war eines der wichtigsten religiösen Zentren des Großfürstentums Moskau und seiner Nachfolgestaaten. Als Gründer des Klosters gilt der Mönch Kirill, der auf dem nahegelegenen Berg Maura gestanden und ein göttliches Zeichen erhalten haben soll, wo er ein Kloster zu bauen hätte. Der Berg wird bis in unsere Zeit als heiliger Ort verehrt. Kirill nannte sich fortan auch Kirill (Kyrill) Beloserski, abgeleitet von dem Namen des Sees, an dem das Kloster errichtet werden sollte (Beloe osero = Weißer See). In der Tat liegt das Kloster am Siwerskoje-See. Zunächst bestand das „Auferstehungskloster“ nur aus einer hölzernen Kapelle und einem Blockhaus für die Mönche. Durch die familiären Bindungen des Gründers zum russischen Adel und die strategisch wichtige Lage gewann das Kloster an Reichtum. In der Folge wurde es zu einem der bedeutendsten politischen und religiösen Zentren des Russischen Reiches. Das Kloster beherbergte zahlreiche Literaten und Schreibgehilfen. Unter Iwan dem Schreckllichen, der sogar eine eigene Mönchszelle im Kloster besaß, gehörte dem Kloster der zweitgrößte Landbesitz in Russland.

Mehrmals belagerten fremde Truppen das Kloster, das jedoch nicht erobert werden konnte (z. B. 1612/1613 durch polnisch-litauische Truppen). Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Anlage kontinuierlich vergrößert, es entstanden aus Mauersteinen mehrere Kirchen, Kapellen, ein Gefängnis, ein Wohnbereich und eine Wehrmauer (Kreml).

1722 gehörte auch Peter I. zu den Pilgern, die dieses Kloster besuchten. Hier machte er Bekanntschaft mit den Baumeistern, aber vor allem mit den Ikonenmalern. Die besten Handwerker beorderte er schließlich nach Sankt Petersburg, damit sie am Ausbau „seiner“ Stadt mitarbeiten sollten.

1924 wurde das Kloster in ein Museum umgewandelt und die Bibliotheksbestände nach Moskau und St. Petersburg transferiert. Die Ikonen wurden mit denen anderer Klöster zusammengelegt und im ehemaligen Refektorium in einer beeindruckenden Sammlung der Öffentlichkeit zugängig gemacht.

Seit 1998 wird das Kloster wieder von Mönchen bewohnt und schrittweise renoviert.

Heute gehören zu dem Komplex zwölf Kirchen, eine Kapelle, die Kremlmauer mit zehn Türmen, eine Küche, das Refektorium, Priester- und Mönchsgebäude, zwei Krankenhäuser, ein Kesselhaus und eine Windmühle.

Obwohl das Kloster noch in einem sehr renovierungsbedürftigem Zustand ist, erzählt uns die junge Fremdenführerin begeistert über die sommerlichen Kulturevents und die weitere Zukunft.

Die unendliche Heimatliebe der Menschen ist für uns immer wieder beeindruckend.

Wieder am Schiff, werden in den Verkaufsstände die Waren bewundert, herrliche Pelzwaren, die wir leider nicht brauchen und es unser Ökogewissen verbietet.

Dafür kaufen wir superleckere Riesenkirschen und nordische Moos- oder Moltebeeren. Endlich sehe ich sie roh und brauche nun nicht mehr bis Norwegen, um sie zu sammeln.

Später fahren wir über den Weißen See, der eine fast kreisrunde Form hat und 46 mal 33km misst und ca. 6m tief ist.

Am Abend hören wir einen interessanten Vortrag über das bewegte Leben Alexander Puschkins.

Und abends sehe ich den russischen Film „ Der Idiot“ nach Dostojewskis Roman, ein Werk, in dass ich mich in jungen Jahren nicht einfühlen konnte.

Die Besatzung versucht liebevoll uns mit der russischen Seele bekannt zu machen. Es ist eine Mentalität und Heimatverbundenheit, die wir nur ansatzweise verstehen.

Als wir nach Mitternacht aus dem Fenster schauen, verstehen wir den russischen Spruch: „Im Sommer trifft Abendröte auf Morgenröte“.

Wir sind inzwischen nördlich von Sankt Petersburg und sind damit im Gebiet der weißen Nächte.

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