Dietmar und Geli Unterwegs

19. Juni 2023 Die schlafenden Riesen von Teruel

Der Abschied von Albarracin ist unvermeidlich.
Ein Campingnachbar hat uns noch auf die tiefen roten Schluchten in der Nähe hingewiesen. Wir fahren los und halten an mehreren Einstiegstellen zu der Schlucht. An einer Stelle stoßen wir auf eine Hinweistafel zu „LIESEGANG-RINGEN“

Wir schauen uns um und entdecken auf den umliegenden Steinen tatsächlich ringförmige Muster. Der Name der Ringe auf den Steinen geht auf den deutschen Chemiker Liesegang zurück. Er war es, der sie 1896 entdeckte.

Mit dem Begriff „Liesegang-Ringe“ werden natürliche Muster in Form abwechselnder Streifen beschrieben. Diese Formen können in Kristallen, Gesteinen und sogar Baumstämmen identifiziert werden.

In Gesteinen sind sie das Ergebnis geochemischer Prozesse und struktureller Umstrukturierungen, die im Wesentlichen vor der vollständigen Konsolidierung/ Verwitterung  der Gesteine entstehen. Der Abstand zwischen den Bändern beträgt Millimeter bis Zentimeter.

In den Rodeno-Sandsteinen ist es im Allgemeinen die Ausfällung von Eisenoxiden, das die härtesten und dunkelsten Streifen markiert. Durch die anschließende Verwitterung des Gesteins können diese Bänder hervortreten und dadurch sichtbar und fassbar werden.

Auf dem Weg zum ersten Aussichtspunkt entdeckten wir in einer Felsnische ein kleines Krippenspiel. Wer das wohl hier aufgebaut hat?

Unterwegs treffen wir auf junge Leute, die an den großen Sandsteinen bouldern. Wieder so etwas Neues, was wir nicht kennen. 

Bouldern kommt vom englischen Wort boulder „Felsblock“ und ist das Klettern ohne Kletterseil und Klettergurt an Felsblöcken, Felswänden oder an künstlichen Kletterwänden bis zur Absprunghöhe. Absprunghöhe ist die Höhe, aus der noch ohne wesentliches Verletzungsrisiko von der Wand zum Boden abgesprungen werden kann, meist nicht höher als vier Meter. Beim Bouldern werden nur einige wenige Kletterzüge ausgeführt, die Herausforderung liegt in der Technik, der Kreativität und im nötigen Kraftaufwand.
Da zum Schutz der Hände Magnesium verwendet wird, sieht man überall an den benutzten Felsen die weißen Spuren. 

Ein Stück weiter gibt es einen zwei Kilometer langen Wanderweg zu einem Mirador

vorbei an steinzeitlichen Felszeichnungen, die durch dicke Gitter gesichert sind. 

Der Blick von dem Aussichtspunkt geht weit über das Land nach Norden.
Und dabei entdecken wir den Flugzeugabstellplatz von Teruel. Dort wollen wir als nächstes hin. 
Der kürzeste Weg führt über Albarracin. Also wenden wir nach Rückkehr zu unserem Auto und fahren durch die helle Schlucht des Rio Guadalaviar Richtung Teruel. Überall gehen Wanderwege ab, die in die roten Sandsteinberge führen. Von Gea  de Albarracin aus können wir dann zu unserem Aussichtspunkt blicken, von dem wir den Flughafen gesehen haben. Es kann nicht mehr weit sein. Das Land wird flach und da sehen wir die Maschinen schon stehen. Wir lesen:

„Teruel im Osten Spaniens ist so weit weg vom Schuss, dass die Welt kaum weiß, wo es genau liegt.
In der Luftfahrt derweil kennt man Teruel sehr wohl – wegen seines Airports – Europas größtem Flugzeug-Parkplatz.

Mehr als 110 Flugzeuge parken hier, überwiegend Großraumjets – A330, A340, Boeing 747, 767. 

Sorgsam geordnet in Reih und Glied, dämmern sie auf dem Flughafen Teruel in der spanischen Einöde Aragoniens ihrem weiteren Schicksal entgegen. Einst waren sie die Stars ihrer Dienstherren, Giganten der Lüfte – nun degradiert zu Stillleben, schlafenden Riesen, mit abgeklebten Fenstern, versiegelten Triebwerken, in Plastik eingehüllten Rädern.

Viele dieser Riesen werden nie wieder erwachen. Auf sie wartet der letzte Gang zum Schlachthof, der in Teruel praktischerweise gleich mit auf dem Gelände residiert. Für andere soll Spanien nur eine unrühmliche Zwischenstation sein – eine Leerstelle im Lebenslauf, auf dem Weg zu neuen Aufgaben. Die beiden A350-900, die dem Leasinggeber Avalon gehören, sind solche Kandidaten. Erst vor drei Jahren gebaut, parken sie seit Frühjahr 2020 in Teruel, immer noch im Farbkleid der insolventen South African Airways. 

Teruel, dieser „Flughafen ohne Passagiere“ wurde 2013 eröffnet. Die Coronakrise ließ den von Beginn an als Lagerstätte konzipierten Airport zu Europas größtem Flugzeugfriedhof anwachsen. Trockene Luft und 250 Sonnentage im Jahr machen Teruel zum perfekten Dauerparkplatz für Airliner aus aller Welt. Etihad, Air France, British Airways und Lufthansa schickten ihre „Doppeldecker“ nach Teruel. 

Das fordert Platz, doch den gibt es hier reichlich: aktuell wird das Gelände um zusätzliche Stellflächen erweitert. Während die Luftfahrt darbt, blüht das Geschäft in dieser Region von Spanien. Die „Plataforma Aeroportuaria de Teruel“, kurz Plata, zwölf Kilometer vor den Toren der Stadt Teruel im Nirgendwo gelegen, wurde zu einem wichtigen Arbeitgeber. Besonders wichtig ist die Firma Tarmac Aerosave, Expertin für Pflege und Recycling eingemotteter Verkehrsflugzeuge – eine Goldgrube, in Zeiten wie diesen.

Ein Stellplatz auf der „Plata“ soll täglich zwischen 300 und 2.000 Euro kosten.“

Artikel von Patrick Zwerger

Wir haben inzwischen an anderer Stelle gelesen, dass drei A 380 der 17 hier lagernden A340-600 der Lufthansa wieder fliegen. Der Vierte ist erst am 16.6.2023 gestartet. Da sind wir drei Tage zu spät. 

Der Airbus A380 mit dem Kennzeichen D-AIMN wird zuerst in Frankfurt überholt für den Flug nach Manila, wo er dann für den Liniendienst fit gemacht wird.

Wir sind ganz dicht an den Zaun des Platzes herangefahren. Keiner nahm Anstoß daran. Wir haben auch nur zwei Bedienstete gesehen. 

Wir fahren weiter ins wenige Kilometer entfernte Teruel, finden bei „Alcampo“ einen Stellplatz und füllen erst mal unsere leeren Frischwarenboxen auf. 

Dietmar unterhält sich auf einer Sitzgruppe mit einem argentinischen Paar, das unterwegs durch Spanien ist. Danach ist es zu spät, um noch in die Stadt zu gehen.

 

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