Dietmar und Geli Unterwegs

30. August 2016 Hautnah mit der Transsib am Baikal verbunden 

Russen machen noch Camping im Zelt, auch wenn ihre Frauen abends das Gesicht verziehen ob der Kälte und der Mücken. Am Morgen lachen sie wieder als wir vorbei fahren und winken. Der Ort wirkt, wie viele russische Dörfer, etwas von der Zeit gezeichnet. Die Häuser sind gegen die Kälte im Winter mit einer zusätzlichen Holzschindelschicht an den Wänden gedämmt. Das sieht hübsch aus. Im Zentrum des Ortes ist die Post, welche hier noch eine wichtige Institutionen ist. Wir kaufen Briefmarken, denn wir wollen den russischen Postweg erkunden. Wer ist schneller in D, die Karten oder wir. Gegenüber der Post ist ein Haus der Kinder, in dem sie ihre Schöpferkraft entwickeln können, früher wahrscheinlich das Pionierhaus.

Wieder auf der Hauptstraße geht es über viele Bäche und Flüsse, die den Baikal speisen, bergauf und bergab über eine neue, gut ausgebaute Fernverkehrsstrasse. Die Berge, südlich des Sees sind bis über 2000 m hoch und stecken seit zwei Tagen in den Wolken, aber über dem See lacht wieder die Sonne, sehr angenehm.

Auf der Straße kommen uns ständig riesige Tracks entgegen. Auch hier beginnt der LKW-Transport dem Schienentransport Konkurrenz zu machen. Noch scheint der Transport der schweren, sperrigen Güter, wie Holz, Kohle, Erz auf dem Schienenweg zu überwiegen.

Auf dem Bahnhof in Slyudjansk ist ein riesiger Überweg über die vielen Gleise und wir konnten in aller Ruhe das Ankommen und Abfahren der vollbeladenen Züge beobachten. Die ganze Umgebung bebt, wenn sich diese Monster in Bewegung setzen. Eine Stunde auf dieser Brücke wäre sicher ein Traum für jeden Eisenbahnliebhaber.

Der Bahnhof ist komplett renoviert und für Reisende mit Zwischenstopp als Hotel ausgestattet. Hier gibt es am Bahnsteig nur zwei Richtungsangaben: Nach West – nach Ost, Ortsangaben wären zu aufwendig. Jeder weiß ja, wohin er will, Richtung Moskau oder Richtung Wladiwostok.

1893 wurde mit dem Bau des mittelsibirischen Abschnittes der Transsib begonnen, der vom Ob über Krasnojarsk nach Irkutsk und zum Baikal führen sollte. Der Bau nahm fünf Jahre in Anspruch. 1895 hatte man am südlichen Baikal in Babuškin mit dem Bau der Bahn über Ulan Ude nach Čita begonnen. Auf dem Baikal wurde zunächst ein Fährdienst zwischen Baikal Port und Babuškin eingerichtet. Die Fährschiffe sollten 9 Monate verkehren. Eines davon war die „Baikal“. Sie konnte 25 Waggons, 200 Passagiere und 750 Tonnen Nutzlast transportieren. Für die 3 Monate mit der größten Eisdicke sollten spezielle Schlittendienste eingerichtet werden. Das alles funktionierte zwar, erwies sich aber als Nadelöhr, besonders im ersten Weltkrieg, wodurch der Nachschub für die russische Front im Osten im Krieg mit Japan ins Stocken geriet. So wurde mit dem Bau der Umgehungsstrecke begonnen, der auf Grund der geografischen Verhältnisse sehr schwierig war und deshalb extrem teuer wurde, was diesem Abschnitt den Spitznamen „Goldene Schnalle“ einbrachte.

Durch den Bau des riesigen Wasserkraftwerkes in Irkutsk in den 50er Jahren wurde die Angara angestaut und dadurch die Bahnlinie von Irkutsk bis Baikal Port überflutet. Eine neue Umgehung musste gebaut werden. Die „Goldene Schnalle“ war damit nutzlos und drohte zu verfallen. Inzwischen entwickelt sie sich zur Touristenattraktionen.

Wir haben unser Vorhaben, genau dieses Stück mit dem Zug am Baikal lang zu fahren, noch nicht aufgegeben. B. erkundigt sich über die Möglichkeiten mit dem Zug nach Baikal Port an der Angara und zurück zu kommen. Wie wir schon wussten, fährt der Zug nur an 4 Tagen. Der nächste ist Donnerstag. Freitagmorgen geht es zurück. Übernachtungsmöglichkeit gibt es am Bahnhof. Man muss sich selbst versorgen.

Wir brauchen Überlegungszeit und haben Hunger. In der Stadt gibt es einen Broilerimbiss.

Nach der leckeren Mahlzeit sind wir wieder einmal auf Werkstattsuche, aber wir werden mit unseren Anliegen nach Irkutsk verwiesen.

Das bedeutet, wir brauchen ein Hotel in Irkutsk, dank Internet auch in Sibirien kein Problem.

Wir suchen uns heute schon zeitig einen schönen Platz mit Blick auf den westlichsten Zipfel des See und die Eisenbahntrasse mit ihren ständig kommenden und gehenden Zügen – Eisenbahnromantik pur.

Wie wir so unseren Kaffee und den Blick über den See genießen kommt ein Gast.

Ein schwarz-weißer, hübscher Kater schleicht um unsere Autos, springt den Männern auf den Schoß und legt sich zum Schlafen in unser Auto. Er wäre ein passender Mann für unsere Norgy. Baikal und Norgy, das wäre es 😻😼. Und Mulle dazwischen. 🙀😾

Er liegt jetzt im UFO auf dem Sitz, schläft und scheint überzeugt, dass er morgen mitkommt.






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