19. Mai 2018 Von Orel bis Tambow
Bis Orel sind wir die gleiche Route wie vor zwei Jahren gefahren mit unseren Reisefreunden. Heute morgen beim Frühstück wurden wir noch einmal daran erinnert.
Jetzt sind wir allein hier und beschäftigen uns ein bißchen mit der Geschichte der Stadt. Orel hat etwa 317.000 Einwohner. Sie liegt inmitten des fruchtbaren Schwarzerdegebietes und ist ein Zentrum des Getreideanbaus. Im 19. Jahrhundert wurden Eisenbahnen und Straßen errichtet, und Orjol versorgte Moskau mit Weizen und Mehl. Die Industrialisierung setzte erst in der Sowjetepoche ein. Die Stadt ist ein Standort der Metallindustrie und des Maschinenbaus sowie der Nahrungsmittelindustrie. Die Region ist geprägt durch Viehzucht und Milchwirtschaft.
Nun geht es weiter. Unsere Route führt über Lipezk nach Tambov. Wieder fällt uns auf, dass die breiten Streifen zwischen Straße und Baumreihe oft bewirtschaftet werden und darauf Getreide oder Sonnenblumen wachsen. Überhaupt scheint uns dieses System der dichten Baum- und Strauchreihen soweit weg von der Straße sinnvoller als unsere Alleen. Die Straßen werden vor Schneeverwehungen geschützt und umstürzende Bäume gefährden nicht den Verkehr.
In den Dörfern fallen uns wieder die oberirdischen gelben Gasleitungen auf, die von Haus zu Haus wandern. Als wir uns Lipezk nähern wird die Landschaft welliger, die Flusseinschnitte werden tiefer. Wir überqueren den jugendlichen Don. Hier hat er noch nichts von einem Väterchen. Lipezk ist die Hauptstadt des Oblast Lipezk mit 508.887 Einwohnern. Sie liegt rund 375 km südöstlich von Moskau im Oka-Don-Becken am Fluss Woronesch. Auch die Lipezker Geschichte ist wild und wechselvoll.
Eine befestigte slawische Siedlung an Stelle der heutigen Stadt existierte vermutlich bereits vor der mongolischen Invasion im 13. Jahrhundert. Zar Peter der Große ließ den Ort 1703 als Siedlung neu gründen. Heute ist Lipezk Zentrum eines Eisenerzabbaugebietes mit Stahlwerken, Maschinenbau und chemischer Industrie.
Das 1992 privatisierte Stahlwerk „Nowolipezker Metallurgisches Kombinat“ ist mit etwa 48.000 Arbeitnehmern einer der größten Arbeitgeber der Region. Es gibt weitere große Industriebetriebe. Qualifizierte Arbeitskräfte für diese Unternehmen werden an der Staatlichen Technischen Universität Lipezk sowie den zahlreichen Berufsschulen der Stadt ausgebildet. Daneben ist auch die Landwirtschaft von Bedeutung, da Lipezk ebenfalls in der fruchtbaren Schwarzerderegion liegt.
Es gibt eine Städtepartnerschaft mit Cottbus seit 1974. Interessant ist, dass es in Zeiten der Weimarer Republik im Rahmen der deutsch-sowjetischen Militärkooperation gemäß dem Vertrag von Rapallo ab 1925 eine geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte auf dem nahe Lipezk gelegenen Flugplatz gab, auf dem durch den Versailler Vertrag verbotene Flugzeuge und Waffensysteme entwickelt und getestet sowie ab 1926 Flugzeugführer ausgebildet wurden.
Die P 119 führt uns weiter nach Tambov. Die Straße wird modern ausgebaut und gepflegt. Nur die abzweigenden Wege in die Dörfer sind noch die Pisten wie eh und je. Tambov mit seinen herrlichen Kirchen ist heute unser Reiseziel. Tambow ist ebenfalls Oblast-Hauptstadt. Sie liegt auch im Oka-Don-Becken am schmalen Fluss Zna, inmitten der fruchtbaren Zentralen Schwarzerde-Region rund 420 km südöstlich von Moskau. Tambow hat 280.161 Einwohner.
Sie wurde 1636 als Teil des Festungsgürtels gegründet, der Moskau im Süden und Südosten vor Angriffen der Tataren schützen sollte. Als sich das Russische Reich nach Süden ausdehnte, verlor die Festung ihre Bedeutung, und Tambow wurde Handels- und Verwaltungszentrum eines landwirtschaftlichen Gebietes. Die Industrie entwickelte sich in größerem Ausmaß erst in der Zeit nach der Oktoberrevolution 1917.
Wir interessieren uns heute für die herrlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt, die 1694 erbaute Verklärungskathedrale sowie einige andere Klöster und Kirchen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die auf Tambows Vergangenheit als spirituelles Zentrum hinweisen. Besonders schön sind auch die Kirche der Gottesmutter-Ikone von Kasan und die Lazarus-Kirche.
Die Altstadt ist ein Konglomerat verschiedener Stile, die trotzdem eine erstaunliche Einheit bilden.
Nach so viel geballter architektonischer Meisterschaft suchen wir uns ein Plätzchen im Wald,auf einem LKW Rastplatz, wenige km außerhalb der Stadt den wir jedoch erst im Dunkeln erreichen!
Guten Morgen meine Lieben,Wir hoffen Ihr habt gut geschlafen, es waren wieder beeindruckende Bilder und Gelis Bericht sehr interessant. Man lernt selbst soviel dazu.Wir wünschen eine gute Weiterfahrt und freuen uns auf das Nächste. Herzliche Grüße von Günti und Gabi
Danke, na dann genießt den Sommer in der Türkei
Grüße G & D