Dietmar und Geli Unterwegs

08. Mai 2024 Melfi und Matera – viel für einen Tag

Die Stadt ist sehr geschichtsträchtig. 

Die Burg Melfi wurde von den Normannen im 11. Jh. errichten. Sie durchlief im Laufe der Zeit zahlreiche Veränderungen und zeigt heute eine Architektur, die mehrere Stile vereint. Ihr mittelalterlicher Charakter wurde indes gewahrt. 

Das Castello di Melfi hat vier Zugänge, von denen heute lediglich einer nutzbar ist, der früher aus einer Zugbrücke bestand. Das Innere der Burg wurde vom 17. bis zum 19. Jahrhundert von den Doria in einen Palast umgestaltet, hat jedoch einige Merkmale des normannisch-staufischen Stils beibehalten.

An diesem heute noch zugänglichen Tor befindet sich ein Portal aus dem achten Jahrhundert mit Inschriften, die an die Taten von Karl V. und Andrea Doria, ein genuesischer Admiral und Fürst von Melfi. 

Die Geschichte des Geschehens auf der Burg über die Jahrhunderte ist äußerst interessant. Zwischen 1059 und 1101 war die Burg Gastgeber von vier Konzilien; auf dem Konzil von 1089 bestätigte Papst Urban II. den ersten Kreuzzug. Die Burg wurde von Friedrich II. restauriert und ausgebaut. 1231 verkündete er hier die „Konstitutionen von Melfi“, den ersten Text des Straf- und Zivilrechts, der im Mittelalter verfasst wurde. Im 16. Jahrhundert ging die Burg in den Besitz der Familie Doria über.

Die besonders gut erhaltene Burg ist ein polygonaler Bau mit zehn Türmen (sieben rechteckige und drei fünfeckige). Der Westturm, der sogenannte „Löwenwall“, zeigt einen nestartigen Vorsprung, der der Legende nach das Nest des Reichsadlers von Friedrich II. gewesen sein soll.

Heute beherbergt die Burg das Nationale Archäologische Museum der Region Melfi, das unter anderem schöne Keramiken, Goldschmiedearbeiten und die Rekonstruktion der Fürstengräber von Melfi zeigt.

Das Herzstück des Museums ist der Rapolla-Sarkophag, ein prächtiges römisches Bauwerk. 

Wir sind beeindruckt von der Rekonstruktionsleistung, die 2018 abgeschlossen wurde. 

Durch die ganze Altstadt führen Einbahnstraßen. Ganz oben bei der Burg ist der Wendepunkt in die andere Richtung. 

Wir laufen hinab zur Kathedrale von Melfi. Sie hat die gleiche spannende Geschichte durchlebt, wie die Burg. 

Leider können wir sie nicht innen besichtigen. 

Unterwegs in der Stadt finden wir spielende Kinder und eine junge Mutter mit Besen – reizende Bronzefiguren.

Nach drei Stunden Wanderung durch die Geschichte Melfis haben wir uns ein Eis verdient. 

Dann droht ein Gewitter und wir beeilen uns zum UFO zu kommen und abzufahren. 

Der Weg aus der Stadt ist wieder sehr eigenartig, eng und holprig und eigentlich gesperrt. Unser Navi ist hier in Italien auf Miniwege aus. Als wir endlich auf der Autobahn sind, beginnt es erneut zu regnen. Kein Problem, wir sitzen im Trocknen. 

Eine reichliche Stunde später sind wir schon in Matera. Hier wollten wir unbedingt noch mal, da wir die „Sassi“, die Höhlenstadt letztens nur von oben gesehen haben. 

Matera ist eine der ältesten Städte der Welt. Sie wurde 2019 zur Kulturhauptstadt Europas gewählt, denn sie gilt als einer der interessantesten und schönsten Orte des Kontinents.

Seit dem Jahr 1993 gehört Matera außerdem zum UNESCO-Weltkulturerbe. Was diese Stadt so besonders macht, ist ihr riesiger Höhlenverbund. Sie ist nicht nur an Berghängen gebaut, sondern auch in natürlichen Höhlen sowie Grotten.

Schon vor vielen Jahrtausenden haben die Menschen also die hervorragenden geologischen Bedingungen dieser Gesteinsschichten erkannt und eine komplette Siedlung in diesen Höhlen geschaffen, denn das Tuffgestein mit vulkanischem Ursprung ist weich und lässt sich somit gut formen sowie bearbeiten. Weiterhin bietet es eine optimale Wärmedämmung.

Wir finden hier eine uralte Stadt direkt im Felsen, welche einem Labyrinth gleicht. Verschachtelt, auf vielen Ebenen und durch natürliche Gänge verbunden, wurden hier Wohnungen, Plätze, Kirchen und mehr in den Berg gebaut. Eine komplette Stadt, welche über die Jahrtausende gut erhalten blieb und bis in die 1950er Jahre sogar noch bewohnt war. Schätzungsweise rund 3.000 Wohnungen sowie 160 Kirchen befinden sich in den Höhlen. Zudem gibt es hier ein ausgefeiltes Bewässerungssystem aus der Bronzezeit zu bestaunen. 

Was heute so faszinierend wirkt, war für Italien lange Zeit ein Problem. Denn in den 1950er Jahren hatte sich Matera weltweit einen zweifelhaften Ruf eingehandelt als „die Schande von Italien“. In den sogenannten „Sassi“ – den Höhlenvierteln Sasso Barisano und Sasso Caveoso – lebten nämlich damals rund 15.000 der ärmsten Menschen des Landes in unvorstellbaren hygienischen Zuständen. Sie hausten auf engstem Raum und gemeinsam mit Tieren in Dunkelheit sowie fehlender Frischluft, sodass sich immer mehr Krankheiten entwickelten und rasant ausbreiteten. Aus diesem Grund wurden die Menschen aus den Höhlensiedlungen Ende der 60iger Jahre evakuiert, 20 Jahre später restauriert man die Höhlenhäuser und schließlich wurden sie als antike Stätte wieder eröffnet. 

Wir bewundern, wie man ein so altes Wohnsystem modernisieren kann mit Elektrik, Wasser, Abwasser und Strassen, es scheint uns ein Wunder. 

In einem kleinen Museum mit dem Namen „Es war einmal…“ wurde von einer Familie das Leben ihrer Vorfahren in der Höhle liebevoll nachgestaltet. Da wirkt alles fast gemütlich.

Wenn ich mir allerdings den Geruch von 10 Menschen, den Tieren, der Wäsche usw. vorstelle, dann ist das Leben sicher sehr belastend gewesen. 

In einer anderen kleinen Höhle hat ein Kunsthandwerker seine Werkstatt.

Ich darf eintreten und fotografieren und kaufe zwei kleine für Matera typische Souveniere,die «Cucù» von Matera – kleine Tonhähne zum Pfeifen. Sie hatten für den Volksglauben mehrere Bedeutungen:

  • Abwehr von Unheil,
  • Mit seinem Schrei die Dunkelheit vertreiben, 
  • Kraft, Männlichkeit, Fruchtbarkeit.

Sie sind also Glücksbringer, besonders zu Ostern. Und sie sollen natürlich auch den Touristen Glück bringen. 

Wir steigen zurück aus der Tiefe auf den Domplatz, bewundern noch einmal den Blick über die abendliche Sassi und lauschen wieder einem Gitarrespieler. 

In einem netten Lokal lassen wir den Abend ausklingen. Die junge Bedienung erzählt uns, dass ihr Großmutter noch in der alten Sassi mit ihrer Familie gelebt hat und dann in die Neustadt umgesiedelt wurde. 

Als wir gegen 22 Uhr an unserem Stellplatz ankommen, war schon Partystimmung. Der Platz ist berühmt in Matera als jugendliche Partymeile, sicher weil er zentral liegt und mit dem Auto perfekt erreichbar ist. Die Musik wummerte bis 0.45 Uhr. Danach war schlagartig Ruhe und wir fielen in tiefen Schlaf.

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4 Kommentare

  1. Hallo ihr Lieben
    Habe heute in einem Ritt den gesamten Block gelesen. Ihr habt ja schon schöne Städte, interessante Gebiete und tolle Landschaften erlebt.
    Matera haben wir auch in sehr guter Erinnerung. Wir wünschen Euch weiter gutes Wetter und viele neue Entdeckungen!
    Bleibt gesund und lebe Grüße vom Stausee.

    1. Vielen Dank, wunderbar und schön von euch zu lesen , ja es macht Spaß, die Temperatur ist ideal .
      Liebe Grüße an den Stausee

  2. Na das war wieder ein sehr interessanter Beitrag. Den muss später noch einmal lesen. Ich konnte mir so wenig merken. Also weiter so. Wir freuen uns auf die Fortsetzung. LG Gü&Ga

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