18. Juni 2024 Schifffahrt entlang der Mönchsrepublik Athos
Wir sind ein bisschen aufgeregt und unter Zeitdruck, sollen wir doch schon 10.15 Uhr am Schiff sein. Vorher müssen wir aber noch einen Parkplatz finden. Der erste, den wir anfahren, ist schon überfüllt. Zum Glück ist man in Griechenland nicht so pingelige und so finden wir neben einem Bus auf einer unbefestigten Freifläche Platz für unser UFO. Jetzt heißt es zügig zur Schiffsanlegestelle zu laufen. Wir sind so ziemlich die letzten Einsteiger.
Eine Schiffsbegleiterin kennt Maria, unsere gestrige Ticketverkäuferin, und bestätigt, dass alles in Ordnung ist und wir aufs Schiff dürfen.
Wir finden noch zwei günstige Plätze an der Reling und schon legt das Schiff ab.
So wie wir abgelegt haben, umkreisen das Schiff etliche Möwen und begleiten es sehr lange. Die Kinder und Eltern haben ihre Freude daran, sie mit Keksen zu füttern und ihre Flugkünste dabei zu beobachten.
Es gibt einen ausführlichen Bordfunk in mehreren Sprachen, so auch in Deutsch. Als erstes erfahren wir, dass das Schiff mindestens 500 m vom Ufer entfernt fahren muss, da es weiblich Passagiere gibt.
Der Berg Athos „Heiliger Berg“ wird gleichgesetzt mit der Bezeichnung für die orthodoxe Mönchsrepublik mit autonomem Status unter griechischer Hoheit.
Die Grenze liegt gleich südlich von Ouranoupolis.
Die Mönchsrepublik steht seit dem Jahr 1923 unter staatlichem Schutz. Die heute noch etwas mehr als 2.000 Mönche leben inmitten der Natur und halten sich an ein strenges Reglement. Ihr Domizil gilt als das letzte theokratische
(ein auf der Theokratie basierender Staat wird auch als Gottesstaat bezeichnet, da die sozialen Normen göttlichen und nicht menschlichen Ursprungs sein sollen) Staatsgebilde der Welt und als wichtige orthodoxe Pilgerstätte.
Die kleine Republik hat einen durch und durch spirituellen und gläubigen Charakter und wirkt gegenüber der äußeren Welt nahezu verschlossen. Insgesamt verteilen sich etwa 20 Großklöster und mehrere kleinere Klöster vorwiegend entlang der Küste, alle Teil des Weltkulturerbes der UNESCO.
Das Zusammenleben in den Klöstern ist in großen Gemeinschaften nach autokratischem Muster organisiert. Auf Privatbesitz wird verzichtet; alles befindet sich in Gemeinbesitz. In unmittelbarer Nähe, den Klöstern zugehörig, liegen auch jene Siedlungen, in denen die Einsiedler leben. Die zeitliche Orientierung erfolgt anhand des Julianischen Kalenders, welcher etwa 13 Tage hinter der gewöhnlichen Zeitrechnung zurückliegt.
Der Beginn der Besiedlung des Berges durch Einsiedler liegt vor über 1000 Jahren. Sie lebten in der Region entweder in abgelegenen Einsiedeleien, versteckten Höhlen oder in kleinen Siedlungen aus locker und zerstreut beieinanderstehenden Hütten. Im Jahr 963 wurde das erste Kloster Mejísti (Große) Lawra vom hl. Athanassios gegründet. Wenig später entstanden noch zwei Großklöster, das Watopédi-Kloster und das Iwiron-Kloster, das Kloster der Iberer, d.h. der Georgier, eines früh christianisierten und gerade damals mit Byzanz in enger Verbindung stehenden Volkes.
Heute beherbergt die autonome, unabhängige Mönchsrepublik zwanzig Klöster. Hinzu kommt noch die Einsiedeleien, die sogenannten Skiten, die erst wieder im 16. Jahrhundert nach und nach entstanden. So gehen die Orte für Einsiedler auf die Zeit zurück, als einzelne Mönche die Großklöster verließen und sich in der Einöde kleine Unterkünfte bauten, die sogenannten Kalíwia d.h. Hütten oder Klausen, in denen bis heute 2-3 Mönche beisammen wohnen.
Von russischen, bulgarischen, georgischen und serbischen Mönchen wurden in den Jahrhunderten eine Reihe weiterer Klöster auf dem Athos gegründet.
Früher lebten die Mönche sehr abgeschieden. Heute kommen viele Pilger mit dem Schiff.
Auf dem Berg war die Fortbewegung lange Zeit nur zu Fuß oder mit Maultieren möglich. Im Jahr 1963 wurde zur 1000-Jahr-Feier die erste Schotterstraße zwischen Dafni, dem Hafen von Athos, den man per Schiffsverbindung von Ouranopolis aus erreicht, und der Hauptstadt Karyes gebaut. Inzwischen sind alle 20 Klöster des Athos an das Straßennetz angeschlossen und werden regelmäßig von Geländewagen oder Bussen angefahren. Einige Skiten im gebirgigen Südteil der Halbinsel sind aber weiterhin nur über Maultierpfade oder per Schiff erreichbar.
Zum Pilgern dürfen ausschließlich nur Männer nach Athos. Für Frauen gibt es ein strenges Zutrittsverbot (Ávaton). Das Zutrittsverbot ist seit dem Jahr 1045 in Kraft. Seitdem dürfen Frauen keinen Fuß auf die Halbinsel setzen. Schiffe mit Frauen an Bord müssen von der Athosküste einen Abstand von 500 Metern einhalten.
Der Athos heißt auch der Garten der Gottesmutter und sei im theologischen Sinne einzig und allein der obersten Heiligen der orthodoxen Kirche, Maria, vorbehalten. Zu Ehren ihrer ist daher ein Zutritt für alles Weibliche verboten. Das gilt demnach nicht nur für Menschen weiblichen Geschlechts, wo das Zutrittsverbot als „Avaton“ bezeichnet wird, sondern auch für weibliche Tiere. Ausgenommen davon sind lediglich Hühner und Katzen.
Die Verwaltung der Mönchsrepublik ist kompliziert. Sie gehört völkerrechtlich zu Griechenland, genießt staatsrechtlich jedoch einen Autonomiestatus. Dadurch obliegen ihr einige innenpolitische Entscheidungen und die Verwaltung des Berges. Ebenso gehört der Berg Athos nicht zum steuerlichen Gebiet der EU, aber zum Schengenraum. Jedes Kloster ist innerhalb der Mönchsrepublik autonom und wird von einem auf Lebenszeit gewählten Abt geleitet. Die Macht liegt bei den 20 Großklöstern, von denen Kleinklöster, Mönchsdörfer (Skiten) und Einsiedeleien (Kelliá)abhängen.
In dem kleinen Hauptort Karyes befindet sich die Kirche des Protaton
(der Protaton. ist die Hauptkirche von Karyes auf dem Berg Athos) sowie das Gebäude der Hierá Sýnaxis, der Heilige Versammlung, die aus den Äbten der 20 Klöster besteht und legislative und judikative Funktionen wahrnimmt. In Karyes gibt es 19 Kellia (Zellen), in denen die Äbte untergebracht sind.
Der staatliche Gouverneur Griechenlands auf dem Athos untersteht dem griechischen Außenministerium und ist zusammen mit einigen Beamten und Polizisten für die Einhaltung der Verfassung des Athos und die Wahrung von Sicherheit und Ordnung zuständig.
Postalisch gehört Athos zu Griechenland, auf dem Gebiet befinden sich zwei Poststationen.
Die höchste Erhebung der Athos-Halbinsel ist der Berg Athos im engeren Sinne, ein kegelförmiges und auf allen Seiten steiles Bergmassiv mit nur einem einzigen deutlich ausgeprägten Gipfel (2033 m).
Es ragt am südöstlichen Ende der Athos-Halbinsel direkt aus dem Meer auf und erreicht somit einen für nichtvulkanische Gebirgsmassive in bemerkenswerten Höhenunterschied von über 2000 Metern auf kürzester horizontaler Distanz.
Während der Berg Athos nach Norden hin mit schroffen Wänden abbricht, bietet die Südflanke eine gute Aufstiegsmöglichkeit. Von einer der Skiten im südlichen Teil der Halbinsel oder vom Kloster Megistis Lavras her kommend, führt ein durchgehend gut erkennbarer Pfad zum Gipfel hinauf. Trotz der bescheidenen Höhe von 2033 m bietet der Berg Athos durchaus alpine Anforderungen, da er sehr exponiert jeden Wetterwechsel einfängt, auch im Sommer mit plötzlichem Schneefall überraschen kann, tagsüber oft in Wolken gehüllt ist und in den frühen Morgenstunden das Thermometer am Gipfel oft unter Null Grad Celsius fällt.
Wir haben klares Sommerwetter und so einen wunderschönen Blick auf den Berg und einige der Klöster.
Am Ende der Halbinsel wendet unser Schiff und es geht nach 3 Stunden zurück in den Hafen in Ouranoupoli.
Hier wartet schon eine Gruppe Pilger, die von zwei Mönchen abgeholt werden. Die Frauen müssen dann an Bord bleiben und werden von den Mönchen betreut. Die Männer dürfen für kurze Zeit auf Athos an Land gehen.
Wir schlendern zu unserem Auto und fahren auf den ersten Fuß „Kassandras“. Unterwegs halten wir an drei Campingplätzen ohne Erfolg. Der erste hat bis 17 Uhrgeschlossen, der zweite will pro Tag 41€, beim dritten sollen wir eine Telefonnummer anrufen. So landen wir an dem Camp Oelia bei Portes. Man sagt uns, alle Plätze seien besetzt, aber wir können, wie andere schon vor uns, im Eingangsbereich stehen für 15€ und am anderen Tag, wenn ein Platz frei wird umziehen.
Das Angebot nehmen wir an und wollen gerade einparken. Da höre ich eine bekannte Stimme hinter Sträuchern: “Dietmar“ ruft es. Ich schaue durchs Gestrüpp und entdecke Alex.
Sie sind von ihrem eigentlichen Ziel eher abgefahren und so treffen wir hier wieder zusammen. Was für eine Freude.
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