Dietmar und Geli Unterwegs

17. Juli 2016 Bernd als „Lebensretter“ im Tienschan und schlafen an der Gletscherzunge

Die Nacht war herrlich ruhig und frisch im Barskoontal auf unserem Übernachtungsplatz in 2300 m Höhe.Die Morgensonne lugt über die Berggipfel, es wird warm. Die Stuten sind schon auf der Weide und werden gemolken, fünf mal am Tag. Die Ausbeute – 1,5 Liter pro Tier. Über einem Gipfel kreisen ganz viele Greifvögel – Jungvogelflugschule. Geier oder Adler? Wir können es nicht erkennen.

Fünf Jahre junge Reiter sind unterwegs, sicher betraut mit einer Aufgabe. Rings um uns verrichten alle schon ihr Tagewerk.

Nun erfahren wir, dass sich die Gruppe für ein paar Tage trennen wird. Ein Auto hat weiter mit dem Kühlerleck Probleme und wird eine Werkstatt in Karakol aufsuchen.Die 2. Mannschaft wird ihn begleiten.Wir verabreden uns für das Camp Engilchek oder in Richtung Grenze zu Kasachstan. Bei der Grenzpassage sind wir spätestens wieder alle zusammen.

Unsere Tour geht also wieder bergan am Wasserfall vorbei bis zur Schranke. Wir werden freudig begrüßt und registriert und man wünscht uns gute Reise.

Die Serpentinen bergan bieten herrliche Ausblicke ins Tal aus dem wir kamen.

Die Piste wird mit riesiger Technik täglich gepflegt und mit Wasser besprengt. Jetzt verstehen wir auch was die hoch gestellten Rohre an Quellen und in Bachläufen bedeuten. Die Tankwagen können darunter fahren und oben läuft das Wasser in den Tank hinein.

Wir kommen über zwei Pässe, den Sary-Mojnok-Pass 3442m und den Barskoon-Pass 3819 m hoch. Wir kommen den Gletschern immer näher und davor sind wunderhübsche Blumenwiesen und das in dieser Höhe.

Kurz hinter dem Barskoonpass entspringt der Barskoon aus einem Gletscher. Hier oben ist eine Wasserscheide. Dann beginnt ein Hochplateau das immer so auf 3700 bis 3800m bleibt und wir fühlen uns völlig eins und allein mit der Natur. Hier sind viele kleine Wasserläufe und Teiche, die im Entferntesten zum Quellgebiet des Syr Darja gehören.

Dann biegen wir links auf die Goldmienenstrasse ab. So weit wir sehen können Gletscherberge um uns herum, spitze und abgeflachte wie in Norwegen mal mehr vom Sommer geschunden, mal weniger.

Und plötzlich springen zwei Gestalten vor uns auf die Piste, einer in Uniform, einer in kurzen Hosen. Kontrolle hier? Die beiden sehen ziemlich erfroren aus. Wir machen das Fenster auf und die beiden erzählen uns etwas von kaputtem Auto, Akkumulator defekt, Fahrrädern und noch mehr. Bernd kam und fuhr mit den Hilfesuchenden über unwegsames Gelände zum defekten Fahrzeug. Dietmar wollte auch mitfahren, aber ich meinte, wir sollten wenigstens ein Auto an der Piste lassen um eventuell mehr Hilfe zu holen. Dietmar lief dann zu Fuß hinterher und ich blieb im Auto und verfolgte alles mit Fernglas. D. stand auf Beobachtungsposten. Von B. Auto konnte ich nur einen Zipfel sehen. Ein Kleinbus hielt bei mir und fragte, ob Hilfe nötig sei, ich schickte ihn zum für mich unsichtbaren Schauplatz. Nach ungefähr einer Stunde kam Bewegung ins Geschehen. Ein Personen-LKW kam über den Steinhang nach oben gekrochen, dahinter B. Auto. Als der LKW bei mir ankam, saßen darin 8 völlig erfrorene Fahrradfahrer, der schlotternd Guide und der Fahrer, alle überglücklich. B. hatte sie gerettet. Die Batterie war runter und B. hat Starthilfe gegeben und das auf völlig unwegsamen Gelände hinter einem Fluß.Dann mussten aber beide Fahrzeuge noch durchs Wasser. Um kein Risiko einzugehen hat der LKW den Geländewagen aus Sicherheit „an die Leine genommenen “ und durchs Wasser gezogen.

Und D. hat alles gefilmt.

Oben an der Piste holten die Geretteten alles aus dem Auto was noch da war, Wodka, Melone, Brot Süßigkeiten und teilten es mit uns. Wir erfuhren, das es eine israelische Touristengruppe auf Fahrradtour war, die am Fluss übernachtet hatten und früh feststellten, dass die Batterie runter war und nun schon seit Stunden auf Rettung hofften. Alle waren glücklich, es gab eine herzliche Verabschiedung und jeder fuhr in eine andere Richtung.

Wir Richtung Mine. In dieser Höhe in 3675 m sahen wir wieder drei große Schaf- und Ziegenherden mit Hirte und Hunden. Wir können gar nicht genug Hochachtung vor diesen Menschen haben.

Und dann sehen wir schon von Weitem einen zerfurchten, grauen Berg unterhalb eines großen Gletschers, die Goldmine im Tagebau.

Wir gelangen an eine Schranke, werden auch hier freundlich begrüßt und nach dem Weg gefragt. Auch hier bestätigt man uns, dass die A 364 nicht durchgängig passierbar sei. Dann erzählt uns der Wachmann noch, dass vorgestern Nacht hier oben minus 10 Grad und 10 cm Neuschnee waren. Wau!!! Wir beobachten das Treiben an der Schranke eine Weile und sehen, dass bei jedem LKW die Plomben kontrolliert werden. Hier geht es um Gold!!! Auf der Berlinale 2014 wurde ein Film „Flowers of freedom“ über die Auswirkungen der Mine gezeigt.

Wir haben genug gesehen und machen uns auf die 30 km Rücktour bis zur A 364 um dort weiter zu fahren. Der Himmel überzieht sich inzwischen mit immer dunkleren Wolken.

Als wir auf die A 364 Richtung Süden abbiegen ist noch breite Hochebene. In der Ferne sehen wir an einem Gletscher einen Kleinbus stehen.

Nach 5 km kommen wir in ein enges Tal, die Piste ist von Wasserläufen durchzogen, die Hänge links und rechts die reinsten Geröllhalden und über uns dicke Regenwolken.

Da siegte die Vernunft und wir kehrten um, aber nur für wenige km. Der Bus an dem Gletscher zog magisch unsere Neugier an. Der erste Versuch wäre im Morast geendet, der zweite über die Steinmoräne des Gletschers war erfolgreicher.

Das gibt’s doch gar nicht, den Busfahrer kannten wir. Es war der junge Mann, der die Radfahrer mit retten wollte. Jetzt wartete er auf verrückte Gletscherforscher, die völlig erschöpft aus dem Eis kamen,weil sie erst seit zwei Tagen in Kirgisien weilten und an die Höhe noch nicht angepasst waren. Unser Gesprächspartner war ein Student aus Zürich. Sie seien hier, um die Gletscher wieder zu vermessen. Aus Sowjetzeiten liegen exakte Langzeitdaten vor. Aber in den letzten 25 Jahren sei hier nichts mehr erfasst worden. Nun suchen sich die kirgisischen Wissenschaftler Partner im Ausland.

Die Männer waren alle geschafft und wollten in ihr Camp.

Wir beschlossen hier bei den Gletschergeistern in völliger Einsamkeit in 3870 m zu nächtigen.

Der Regengott ließ uns noch ein wenig Zeit zum fotografieren, dann zwang er uns in unsere Hütten.

Bernd äußerte noch einen Wunsch: Er bestellt beim Tienschangott Schnee. Gewitter und Regen haben wir schon bei 5,5 Grad.



  1. also die rettungsaktion von Bernd war ja ganz schön oh, oh ! Nur gut, daß ich nicht dabei war. Da war ja die Linda-Furt auf Island nichts dagegen( Bernd weiß was ich meine). Aber ich sehe es geht Euch gut und ihr habt viele schöne Erlebnisse in jeder Hinsicht.Bis bald!
    Viele grüße Kerstin

  2. Schöne Grüße aus der Heimat,
    Ich zieh vor Euch den Hut für die ziemlich riskante Rettungsaktion. Wen man selber in so eine Situation kommt, ist man froh auf Hilfe.
    Also SUPER gemacht! !!!
    Die Landschaft einfach toll und dann noch der Gletscher.
    So und nun noch ein kleiner Tip: nur in geringem Mengen die Stutenmilch trinken, sonst gewöhnt ihr euch noch daran und dann habt ihr ein Mengenproblem in Deutschland.
    Schöne Reise noch und wenn es kälter wird – einfach wärmer anziehen.
    Liebe Grüße Ralf

  3. Nun seid ihr also steinreich!!!
    Einen sonnigen Gruß in die kühlen Berge senden Bettina und Harald
    Ich bin ja begeistert von den Edelweißbüschen in solcher Pracht. Die zählen genau wie die einköpfige Flockenblume, die ihr auch ins Bild gesetzt habt, zu den Korbblütern, wie mir mein Alpenblumenbuch verrät und es gibt ca.30 Arten. Verbreitet ist das Edelweiß/Leontopodium in allen Gebirgen der Erde. Bei meinen zahlreichen Alpenwanderungen habe ich es erst einmal im Turtmanntal entdeckt. Dort dann aber recht zahlreich in einer Art Trockenwiese kurz vor der vegetationsfreien Zone. So direkt zwischen den Steinen wirkt die Pflanze natürlich sehr dekorativ!
    Die Gletscherzungenaufnahmen sind ganz toll, und mich begeistert auch euer wunderbares Wolkenkino, das euch auf den Pisten begleitet.
    Die Erholung am großen See war offensichtlich das Atemholen für größere Abenteuer, wie die Berichte der letzten Tage zeigen.
    Gute Weiterfahrt!

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