Dietmar und Geli Unterwegs

20. August 2016 Immer nach Osten über den 100. Längengrad

Heute morgen strahlender Sonnenschein und es verspricht endlich warm zu werden. Die Pilze von gestern haben wir alle gut vertragen. Es ist bei jeder Mahlzeit doch so ein ungewisses Gefühl, werden die scheinbar bekannten Pilze auch in der Mongolei ungiftig sein? 🤔

Die Sicht über das vor uns liegende Tal erstreckt sich 17 km weit. Die Lichtleitungsdrähte leuchten in der Morgensonne und man kann sie auch so weit sehen, weil sie feucht seien, sagt E. Auch die Piste, die wir später fahren werden, kann man so weit erkennen. Was für eine klare Luft. Und dazu eine absolute Stille, nur die Bienen sind zu hören.

Dann holt mich E. in die Realität zurück und fragt, ob ich auch Kopf waschen wolle. Er heizt für F. Wasser an und da wäre für mich welches übrig. Ja gern, die Staubkruste bröckelt schon vom Kopf ab. Also halten wir beide unsere Köpfe hin und E. begießt uns. Tut das gut!!!😅😅😅

Wir sind gerade fertig mit der Reinigungsprozdur, da hält ein Kleintransporter und vier Erwachsene steigen aus, ein älteres Ehepaar, die Tochter und der Schwiegersohn. Die Verständigung ist wieder schwierig, aber wir geben uns alle Mühe. Sie verstehen, wo wir herkommen, wo wir hin wollen. Wir verstehen, dass sie im Ger wohnen, da wieder hin wollen, das sie Tiere haben. Der Vater klärt uns über die Wirkung von Pflanzen auf und zeigt uns welche Tiere hier im Wald leben. Ohne gemeinsame Sprachkenntnisse eine umfangreiche Konversation. Dann tauschen wir Geschenke aus, machen Fotos und verabschieden uns ganz herzlich. Ein herzerfrischender Morgenauftakt, der uns die Pistenhuppelei versüßt.

Es geht zuerst durch das 17 km lange Tal mit einer harmlosen Wasserquerung hoch auf einen Pass. Oben steht wieder ein Ovoo. Der Blick geht in ein Flusstal zum Delgermörön, einem Zufluss des Selenge. Hier in dem Flusstal gibt es

hohes Gras, dass als Winterfutter gehauen und getrocknet wird, eine Seltenheit in der Mongolei und es gibt Laubbäume, hier auch nicht zu oft zu entdecken. Bei uns zu Hause alles nichts Erwähnenswertes.

Später, in der Nähe von Mörön weitet sich das Flusstal und das Gelände wird wieder sumpfig. Schon von Weitem leuchten uns die bunten Dächer der Stadt entgegen. Im weiten Bogen umrunden wir die Stadt bis wir über eine Brücke Einlass bekommen. Wir befürchteten schon, wieder durchs Wasser zu müssen.

Anfangs zweifeln wir, hier eine Asphaltstraße zu finden, doch die Hauptstraßen erweisen sich als befestigt. Alle Querstraßen sind Staubpisten. Zuerst suchen wir eine Bank, dann eine Tankstelle und dann besuchen wir die buddhistische Klosteranlage der Stadt. Diese wurden in den 30er Jahren wie alle anderen Klöster in der Mongolei zerstört und erst in den 90er Jahren wieder aufgebaut. Vielleicht 30 Mönche aller Altersgruppen leben wieder hier. Heute war eine Art Gottesdienst mit vielen Zuschauern.

Der Buddhismus kam erst nach dem Zerfall von Dshingis Khans Reich verstärkt in die Mongolei und wird heute wieder gelebt, sicher in einer recht modernen Form. Die Zeremonie im Kloster wirkte wie ein Volksfest und die jüngeren Mönche telefonierten nach dem Gebet erst mal mit dem Handy.

Wir verabschiedeten uns von Buddha und fuhren zum Supermarkt unsere Vorräte auffüllen.

Nun näherte sich der spannende Momente, wird es für die weitere Strecke eine Asphaltstraße geben oder nicht? 1000 km Piste haben wir in den letzten Tagen erfolgreich durchlebt. Und nun? Aus der Stadt mit ihren bunten Häuschen und modernen Gebäuden, wie dem Sportpalast, führt eine gute Straße heraus. Wie weit? Wir fahren und fahren, genießen das Tempo und lassen uns nur von querenden Tierherden ausbremsen. So kommen wir in 3 Stunden 200 km voran, der reinste Geschwindigkeitsrausch bei sonst 20 km/h

Oberhalb des Selenge finden wir einen Platz in der Sonne bei 25 Grad und genießen den Abend. So warm hatten wir es lange nicht.

Wir sind auf unserer Reise heute so weit östlich gekommen, dass der Längengrad erstmals einen Wert über 100 anzeigt. Das ist einen Wodka wert.






  1. Hallo, Ihr tapferen Reisenden,
    nach zwei Wochen Urlaub an der Ostsee, bei auch eher frühherbstlichem Wetter, möchte ich mich endlich wieder melden. So war es der für uns normale Fahrrad- und Wanderurlaub mit weiterer Erkundung der Insel Usedom, die auch nach dem 2. Urlaub noch immer unbekannte Ecken für uns hat. Baden waren wir auch öfter; teilweise hatten Luft und Wasser die gleiche Temperatur.
    Als Reiselektüre hatte ich „Die seltsamen Reisen des Marco Polo“ von Willi Meinck mit und musste feststellen, dass er Eure Route nur leicht tangierte.
    Herzlichen Glückwunsch zu den bestandenen Härteprüfungen bezüglich der Furten und technischen Probleme!!! Erfreulich, dass Ihr auch die Sprachbarrieren überbrückt habt, ohne dass die „Gesprächspartner“ ungeduldig wurden oder Ihr verzweifelt seid.
    Die tollen Landschaften und das grandiose „Wolkenkino“ können wir ja dank der wunderbaren Technik und Geli’s Schilderungen etwas mitgenießen. Doch diese Wahnsinnsweiten und die Stille sind wohl nur schwer erfassbar ohne direktes Erleben. Ich denke, Ihr macht in vielerlei Hinsicht ein intensives Härte- aber auch Genusstraining.
    Liebe Grüsse und weiterhin gute Reise wünschen Harald und Bettina

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