31. Mai 2018 Der Baikal ruft
Dass wir uns meinem Jugendtraum, dem Baikal, in so kurzer Zeit jetzt schon zum zweiten Mal näher, das hätte ich mir in meinen kühnsten Gedanken nicht träumen lassen.
Sofia, unser Rezeptionsengel, verabschiedet uns ganz herzlich und verspricht uns Hilfe, wenn nötig. Es kann los gehen. In einer Kaufhalle am Stadtrand werden 🍬 und Äpfel 🍎 nachgefüllt und die Verkäuferin ist begeistert, dass wir zum Baikal wollen, красиво, а теперь холодно! Und tatsächlich, beim Start in Irkutsk zeigte das Thermometer 30 Grad. Als wir uns dann durch die Berge in einem ständigen steilen bergauf und bergab in ca. 900 m Höhe dem Baikal nähern, sinkt die Temperatur ständig bis auf 17 Grad und dicke Wolken ziehen über uns.
Bei diesem permanenten Auf und Ab wird mir bewusst, dass man damals um 1900 die Eisenbahnlinie noch nicht über diese Berge bauen konnte, sondern zuerst die Fährüberquerung von Listvanka nach Vydrino wählte. Vor Kultuk dann der ersehnte Blick auf den See und der kalte Wind bläst. Bevor wir dem Baikal unser Auto zeigen, bedarf es erst einer Generalreinigung. Eine АВТОМОЙКА mit drei jungen Mitarbeiterinnen nimmt sich unserer Dreckkarre an. Mal was anderes, als Teppiche reinigen, ein beliebtes Zusatzgeschäft für Autowaschanlagen in Asien.
Hier in Slyudyanka besuchte uns vor zwei Jahren Kater Baikal. Was er wohl heute macht? Ich denke immer noch an ihn. Und hier erreichte uns 2016 die Nachricht, dass es unserer Oma sehr schlecht geht. Wir fahren an den bekannten Orten vorbei und haben diesmal einen herrlichen Blick auf die Gipfel des Südsibirischen Gebirges mit bis zu 2300 m Höhe und Schneeresten. Von hier kommen die meisten der 350 Zuflüsse des Baikals.
Strassenbaustellen sind auch hier unser häufiger Begleiter. In Bolsherechensk biegen wir ab nach Posolskoe. Ein riesiges Supfgebiet breitet sich links und rechts der Straße aus, zum Glück noch ohne Mücken, die sind bisher nicht geschlüpft. Dann leuchtet wieder das Kloster vor uns in den Baikalhimmel, der erste russische-orthodoxe Vorposten im buddhistischen Burjatien.
Kalter Wind fegt über den See und Gewitter ziehen auf. Nichts für Warmbader. Da halten plötzlich zwei riesige schwarze Limousine neben uns. Junge Leute steigen raus und drei Mutige springen ins Wasser, Moskauer, die unbedingt mal im Baikal gebadet haben wollen. Dann interessieren sie sich noch für uns, machen Fotos mit uns und weg sind sie.
So reist man heute: Ankommen, Foto, weiter!!! Wir Menschen kommen nirgendwo mehr richtig mit der Seele an, verweilen, gehen in uns. Wir sind Getriebene! Der Weg ist das Ziel-Verfechter!!! Auch wir gehören vielleicht manchmal dazu. Obwohl wir auch jeden Kilometer unseres Weges genießen, sonst könnte man wohl so eine Reise nicht durchführen!
Und zwei Schweizer, die unweit von uns hier nächtigen, erzählten uns, dass sie um den Baikal herum fahren wollen. Ob das was wird? Das Gewitter kommt näher. Wir setzen uns ins Auto und beobachten das Bitzeschauspiel – faszinierend!!!
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