09. Juni 2018 Wladiwostok – eine Hafenrundfahrt
Heute war ein richtiger Exkursionstag. Früh lugte schon die Sonne durch die Wolken und wurde immer stärker, passend zu unserem Vorhaben. In der Rezeption bestellten wir uns ein Taxi und ließen uns zum Exkursionsbüro „5 Sterne“ fahren. In der Straße studierten wir erst einmal die Angebote und waren etwas entsetzt ob der Preise. Wir wollten nur eine kleine Hafenrundfahrt. Die junge, hübsche Mitarbeiterin Anna verkaufte uns dann doch eine zweistündige Seeexkursion mit eigenem Kapitän. Das Gespräch wechselte ständig zwischen Englisch und Russische und am Ende wusste wir, wo wir wann sein sollten und wer uns erwartet. Die Telefonnummern wurden ausgetauscht für Rückfragen.
Wir bezahlen den halben Preis im Voraus und verließen erwartungsvoll das Office. Nun hatten wir noch gute 2 Stunden Zeit und schlenderten Richtung Hafen. Am Zentralplatz standen wir vor dem Denkmal der Kämpfe für die Sowjetmacht im Fernen Osten 1917 – 1922. Rundherum war Bauern- und Fischmarkt. Eine Frau verfüttert drei große Tüten Sesamsamen an die städtischen Tauben, ein Festschmaus.
Soll hier das Denkmal sein, an dem wir uns mit dem Kapitän treffen sollen? Ein bisschen weit weg vom Wasser. Also Fotos austauschen mit Anna. Nein, ein Stück weiter gibts ein anderes Monument. Rasch noch ein Foto vom Hochhaus der Gebietsadministration, genannt „Weisheitszahn“ und dann über Schienen und unwegsames Gelände weiter suchen. Dann stehen vor einem kleinen Obelisk direkt am Wasser. Hier muss unser Treffpunkt sein. Es ist noch Zeit. Wir entdecken das Hauptquartier der russischen Pazifikflotte, stehen vor dem zum Museum umgebauten beeindruckend riesigen U-Boot C-56, und vor dem Mahnmal der Opfer der Seekriege.
In einem kleinen Park finden wir ein prachtvolles Tor, das ebenfalls an den Aufenthalt des Zarewitschs Nikolai 1891 in Wladiwostok erinnert. Geschichte wird in Russland in allen Arten geliebt oder zumindest erhalten und geachtet. Inzwischen ist die Zeit zur Abfahrt unseres Bootes näher gerückt und Anna teilt uns mit, dass der Kapitän bereits auf uns wartet.
Kapitän Roman war uns sofort sympathisch und wir vermissten keinen deutsch sprechenden Guide. Roman erklärte uns, wo er lang fährt, zuerst ins Goldene Horn unter der 1388m langen und 64m hohen Schrägseilbrücken hindurch, dann zum Leuchtturm am Amurskiy saliv vorbei an den riesigen Hafenanlagen. Vom Wasser aus sieht man noch viel besser, das die Stadt auf vielen Hügeln gebaut ist und dass Baugrund knapp wird. Deshalb werden immer mehr Hochhäuser auf engstem Raum errichtet. Es herrscht ein reger Bauboom.
Wir wechseln die Richtung zur nächsten sogar 1900 m langen Schrägseilbrücke, die die Stadt mit der Insel Russia verbindet. Hier ist der Ausgang zur Ussuribucht und zum offenen Meer Richtung Japan, flankiert von zwei Leuchttürmen.
Auf der 100 qkm großen Insel ist ein großer Campus mit Internaten der neu gegründeten Nationalen Fernost-Universität entstanden. Ein neues Delphinarium beeindruckt über das Wasser mit seiner Architektur. Die Insel war 2012 Tagungsort des Wirtschaftsforums der Asien-Pazifik-Region APEC.
Unser Kapitän sucht eine stille Bucht und serviert uns Kaffee und Kuchen. Die Sonne verwöhnt uns und wir genießen einfach. Inzwischen ist es Zeit für die Rückfahrt und der Himmel zieht sich auch schon wieder die Wolkendecke über.
Es gibt einen herzlichen Abschied von Kapitän Roman mit letzten Fotos, Hupen und Winken bis er hinter den großen Schiffen verschwindet. Wir wollen gerade den Rückweg antreten, da sprechen uns zwei junge Männer an, 21 und 23 Jahre alt. Wir schwatzen bestimmt 20 Minuten in englisch, russisch, deutsch über alles mögliche, besonders Musik. Der Altersunterschied ließ uns dann bei dem Thema an unsere Grenzen kommen, so dass wir uns herzlich verabschiedeten.
Auf dem Gemüsemarkt musste ich jetzt zuschlagen. Frische, ungedüngte Erdbeeren 🍓 musste ich kosten und kaufen und einen Plausch mit den Marktfauen führen, der wieder mit Fotos endete. Nun hatte sich die Abendsonne überlegt, in einen Wettkampf mit dem Wolken zu treten und die riesige Brücke zauberhaft anzustrahlen.
Als letztes wollte ich noch ein Foto an der Stehle für die Entfernung der Strecke Wladiwostok – Moskau 9288 km. Da spricht uns ein junger Mann wegen eines Fotos an. Er ist aus Chile angereist über Sri Lanka, Südostasien, Korea nach Wladiwostok. Morgen fährt er mit der Trassib nach Irkutsk, will noch zum Baikal, um dann weiter nach Kasan zu einem Fußballspiel zu fahren und dann über Spanien in seine Heimat zurück zu fliegen.
So viele nette Begegnungen an einem Tag. Jetzt wird es aber Zeit, zügig ins Hotel zu kommen. Der Wind weht unangenehm und die Wolken entwickeln sich immer bedrohlicher. Wir sind geschafft und glücklich im Hotel angekommen und genießen unsere Erdbeeren.
So eine tolle Reise, liebe Geli und Dietmar…
Anfang 2020 möchte ich ( mit einem Kastenwagen ohne Allrad) ebenfalls nach Wladiwostok nur Hinreise über Türkei/Georgien.
Wie habt ihr das lange Visum für Russland bekommen – ein Geschäftsvisum?
Alles Gute für euch