20. Juli 2018 Über Krasnojarsk unterwegs nach Westen
Es ist ein Niesel-, Regen-, Nebel-und Wolkentag und am Ende gibt es einen traumhaften Sonnenuntergang. Also nutze ich die Autofahrt um zwei Stunden lang den Rest der Walderdbeeren abzupuseln. Die gibt es dann heute Abend. Die Straße nach Westen Richtung Krasnojarsk ist mal vierspurig perfekt, meist zweispurig holprig und ab und an eine Baustelle. Die Übergänge sind nicht immer eindeutig und langfristig vorher angekündigt und das führt manchmal zu Verwirrungen beim Überholen und riskanten Manövern.
An einer Tankstelle begutachtet wieder ein LKW-Fahrer unser Auto und findet die tadschikische Fahne. Wir suchen auf der Karte seinen Heimatort und aus Freude über das Gespräch schenkt er uns eine Fußballfahne von der WM. Das sind immer die kleinen Szenen und Gesten dieses Urlaubs, die ihn so schön werden lassen. Bahnübergänge sind stets eine besondere Herausforderung für die Autos. Ich glaube, die sollen so schrecklich sein, damit niemand auf die Idee kommt, schnell darüber zu fahren. Bei roter Ampel gibt es zusätzlich zur Schranke Metallplatten, die aus dem Boden hochgeklappt werden, um ein Überqueren der Gleise bei geschlossener Schranke unmöglich zu machen. Wir haben dazu gestern Bilder gesendet.
Als wir durch Kansk fahren regnet es heftig. Eine russische Stadt bei Regen wird zu einem Wasserlabyrinth mit Schlammeinlagen. Da hofft man, nicht aussteigen zu müssen. Um 13.30 Uhr stellen wir fest, uns wurde wieder eine Stunde geschenkt da wir aus der Irkutsker Region in die Krasnojarsker gefahren sind. In den Dörfern beginnen die Menschen schon wieder mit den Vorbereitungen auf den Winter. Holz wird angefahren, gesägt und gestapelt. Die Zeit vergeht schnell. Die Landschaft wechselt immer zwischen hügeligen und bergigen Abschnitten, denn wir fahren wieder zwischen den nördlichen Ausläufern des Südsibirischen Gebirges und dem beginnenden Mittelsibirischen Bergland entlang, das am Jenissei Richtung Osten beginnt. Die Kiefern- und Birkenwälder wechseln sich ab mit ungemähten Wiesen, auf denen Blumen in verschiedenen Gelbtönen, weiß, violett, lila in Hülle und Fülle stehen, alles ein pestizidfreies Paradies für unzählige Insekten. Die Gräser sind bis 140 cm hoch, ich verschwinde fast darin.
Kurz vor Krasnojarsk windet sich die Straße zum Jenissei hinab, der Nebel hängt noch über der Landschaft, es ist schwül warm und es braut sich eine mächtige Regenwand zusammen. Dann prasselt es los und wir können den Fluß kaum sehen. Jetzt sind wir schon 1100 km von Irkutsk entfernt. Als der Regen nachlässt ist unser Auto nicht wieder zu erkennen, es hat eine echte Tarnfarbe, erdbraun. Für uns ist immer wieder beeindruckend, wie auch bei diesem Wetter auf dem 8000 km langen Sibirtrakt überall Männer unterwegs sind, die den Müll einsammeln, den Rasen am Rand mehrere Meter breit mähen, die Wasserabflüsse reinigen, die Leitplanke reparieren.
Kurz vor Artschinsk finden wir einen Rastplatz vor einem Café mit Parkplatz und herrlich weitem Blick nach Westen zur untergehenden Sonne. In dem Café feiert eine Hochzeitsgesellschaft. Als sie uns entdecken, gibt es die üblichen Fragen woher und wohin…und dann bringen sie uns noch eine Flasche Sekt und Wodka als Geschenk. Wir fassen es nicht.
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