24. Juli 2018 Tjumen, Perle an der Tura
Sonne über Sonne. Wolkenloser Himmel, bei 24 Grad verlassen wir unseren Schlafplatz, schnell erreichen wir 29 Grad und in der Spitze sind es 31 Grad, traumhaft. Und über Omsk immer noch Regen. Gut, dass wir weiter gefahren sind. Man kann nicht alles haben. Jetzt erfreuen wir uns an den immer noch gelben Rapsfeldern, saugen den Duft der bunten Wiesen ein , staunen, wieviele Greifvögel es hier gibt.
Wir fahren stundenlang zwischen Wiesen, Sümpfen und Feldern entlang und plötzlich sind am Horizont Hochhäuser zu sehen. Tjumen platzt aus allen Nähten. Eine junge, moderne Großstadt mit ca. 590.000 Einwohner, die am Fluss Tura liegt, der in den Tobol mündet, um sich dann gemeinsam in den Irtysch zu ergießen. Die Stadt ist etwa 1700 Kilometer Luftlinie von Moskau entfernt. Tjumen ist eine der ältesten russischen Ansiedlungen in Sibirien. Es wurde bereits 1586 als Fort der Kosaken zum Schutz gegen die Steppennomaden gegründet. Seit dem 17. Jahrhundert war Tjumen ein wichtiger Transitpunkt auf dem Handelsweg von Sibirien nach China. Tjumen wurde Handels- und bedeutendes Handwerkerzentrum. 1782 erhielt Tjumen das Stadtrecht. Mit dem Bau des ersten Schiffes in Sibirien 1838 begann in Tjumen die Flussschifffahrt, auch wurde eine Bahnlinie nach Jekatarinburg gebaut. Tjumen wurde zum Zentrum für Schiffbau, Holzverarbeitung und Fischfang. Jährlich fand hier einer der größten Sommerjahrmärkte in Sibirien statt.
Heute befinden sich viele Industriebetriebe in der Nähe der Stadt. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind der Schiffs- und Maschinenbau. Am meisten profitiert die Stadt als Verwaltungssitz von der Öl- und Gasgewinnung in den Gebieten im nördlichen Oblast. Deshalb zählt sie zu den Regionen Russlands, die sich am schnellsten entwickelt und wo der Lebensstandard deutlich über dem anderer Landesteile liegt. Das BIP pro Kopf der Bevölkerung ist das höchste aller Gebiete Russlands. Wir haben auf unserer Fahrt bisher deutlich dieses West-Ost-Gefälle gesehen. Tjumen ist außerdem Sitz mehrerer Universitäten und Hochschulen. Weiterhin soll in Tjumen eine moderne medizinische Hochschule mit dem Schwerpunkt Neurochirurgie entstehen. Uns interessierten mehr die historischen oder wieder erbauten Gebäude, wie die Kreuzerhöhungskirche oder das Männerkloster mit der der Pfingstkathedrale und der Peter-und-Pauls-Kirche, das am Steilufer der Tura liegt. Auf dem Hügel erinnert ein „Gründungsstein“ mit einer Innschrift an den Ursprung der Stadt. Von hier hat man das Steilufer in eine wunderschöne drei-etagige Uferpromenade verwandelt. Ein wahres Schmuckstück für die Stadt, die insgesamt einen sehr hellen, pulsierenden Eindruck macht.
Uns gefällt die Stadt, die echt einen Besuch wert ist. Von dem sehr modernen, gepflegten Café „15/86“, das in ein Bankgebäude integriert ist, haben wir einen tollen Blick über den Fluß, die Promenade bis hin zum Kloster. In dem Café komme ich mit einer jungen Frau ins Gespräch, deren Großeltern und Eltern nach Deutschland ausgewandert sind und sie in Bayern geboren wurde. Als sie sechs Jahre alt war, kehrten ihre Eltern nach Russland zurück, nur die Großeltern blieben in Deutschland. Um Tjumen sind inzwischen mehrere moderne Satellitenstädten entstanden und noch weiter draußen entstehen neue Eigenheimsiedlungen.
Dann sind wir wieder in der Natur, der Himmel ist blank geputzt und so haben wir einen herrlichen Sonnenuntergang. Vorher aber verwandelt die Abendsonne die Getreidefelder in goldene Teppiche. Ca.150 km vor Jekaterinburg finden wir an einem schönen Cafe unseren Nachtplatz bei angenehmer Abendtemperatur.
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