10. August 2018 Auf dem Fernsehturm „Ostankino“
Schon am Vortag haben wir in der Rezeption Karten per Internet für den Fernsehturm Ostankino gekauft. Wie einfach ist das heute alles, denkt man. Auf der Karte steht unsere Besuchszeit 12 bis 13 Uhr. Im Internet lesen wir noch, man soll 55 Minuten vor der Zeit da sein. Also starten wir pünktlich 10 Uhr am Campingplatz.
Der Minibus fährt uns „direkt“ bis zum Turm. In Russland sind Entfernung relativ. Dann suchen wir den Eingang. Erste Sicherheitskontrolle. Wir haben nichts unerlaubtes mit. Weiter geht es in dem weitläufigen Gelände Richtung Turm. Es ist 11 Uhr. Alles geschafft – pünktlich!!!
Nächste Sicherheitskontrolle -durchgefallen, wir sind eine Stunde zu zeitig, dürfen erst um 12 Uhr rein. Anderen, auch Russen, geht es genau so. Ich sehe mir die Karte genau an. Da steht nicht Aufenthalt auf dem Turm „von – bis“, sondern Sicherheitskontrolle ab 12 Uhr, Besichtigung ab 13 Uhr.
Also haben auch die Russen nicht genau gelesen, das beruhigt. Wir warten alle bis genau 12 Uhr und versuchen es erneut. Der Beamte lacht schon, jetzt kommen wir durch. Nun stehen wir im höchsten Turm Europas. Wau!!! Wir brauchen auch nicht mehr bis 13 Uhr warten. Der nächste Fahrstuhl bringt uns mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit in 337 m Höhe. Und dann der Blick über die 12 Millionenstadt Moskau.
Das Erste, worüber wir staunen, sind die riesigen Parks in der Stadt, dann blicken wir auf das ВДНХ-Gelände. An einer Stelle ist der Fußboden aus Glas und eröffnet den Blick in 337 m Tiefe. Da grummelt es im Bauch. In dem Häusermeer suchen wir nach bekannten Gebäuden, das ist aber schwer, sogar mit Fernglas und Orientierungshilfen über den Fenstern. Das Lushnikistadion können wir finden.
Dann interessieren uns einige Daten des Turms: Er wird als Fernsehturm, zur Erfassung verschiedenster wissenschaftlicher Daten, z.B. meteorologischer, als Restaurant und Aussichtsturm genutzt.
Turmdaten:
- Die Bauzeit war von 1963–1967. Er ist eine Stahl-Beton-Konstruktion.
- Die Gesamthöhe beträgt 540 m.
- Die Restaurants befinden sich im
- 328 m, 331 m, 334 m Höhe, die Aussichtsplattformen in 337 m und 340 m Höhe.
Er war mit einer Höhe von ursprünglich 537 Metern seit seiner Fertigstellung 1967 bis 1975 das höchste freistehende Bauwerk der Welt. Heute ist er nach dem Tokyo Sky Tree, dem Canton Tower und dem CN Tower der vierthöchste Fernsehturm der Welt. Seine Geschichte wird unten im Turm in einem Animationsfilm allgemeinverständlich dargestellt.
Mit einem Dekret des Ministeriums für Kommunikation vom 17. März 1959 wurde der Auftrag für den Entwurf des Moskauer Fernsehturm vergeben. Fritz Leonhardt, Konstrukteur des als Vorbild dienenden, 1956 fertiggestellten Stuttgarter Fernsehturms, gab den Planern wichtige Ratschläge.
Zunächst war als Standort ein Grundstück im Südwesten Moskaus vorgesehen, das aber wegen des Flugverkehrs und des Untergrunds verworfen wurde. Dann entschied man sich für den Stadtteil Ostankino.
Im April 1961 kamen Zweifel an der Standfestigkeit des Baugrundes auf. Erst im Juli 1962 wurde nach vielen Untersuchungen eine zuverlässige Lösung für Fundamente gefunden. Die endgültige Baugenehmigung erfolgte am 22. März 1963.
1967 war er fertig und die ersten Besucher konnten kommen. Der acht Kilometer nördlich des Stadtzentrums stehende Turm war bis zu einem ersten Brand im August 2000 für rund 200.000 Besucher jährlich eine Attraktion Nach einem Brand im Jahr 2000 war der Turm mehrere Jahre geschlossenen und wegen drohender Einsturzgefahr wurde sogar ein Abriss in Erwägung gezogen. Seit 7. April 2009 sind die Aussichtsplattformen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich, auch die Restaurants haben mittlerweile wieder geöffnet.
Der Fernsehturm Ostankino steht auf einem Ringfundament mit 74 Meter Durchmesser, das 3,5 Meter in die Erde ragt. Sein Turmfuß besteht aus einem 63 Meter hohen Kegelstumpf mit zehn trapezförmigen Aussparungen. Darüber befinden sich unterschiedlich große Bullaugen. Der ungewöhnliche stelzenartige Turmfuß lehnt sich formenmäßig an die Pflanzenwelt an; Baumstämme ragen ähnlich in den Himmel.Ein ähnliches Erscheinungsbild hat der ebenfalls in den 1960er Jahren begonnene Fernsehturm Ještěd in Tschechien.Auch der Fernsehturm „Ochsenkopf“ in Bayern und der Fernsehturm Pjöngjang ähneln in ihrer Form dem Fernsehturm Ostankino.
Der Durchmesser des Turmschafts verjüngt sich von 18 auf 8,10 Meter. Der Betonteil ist 385 Meter hoch. Daran schließt sich ein Stahlmast als Antennenträger an. Im Schaft befinden sich drei für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Geschosse Bereiche auf 147, 243 und 269 Meter Höhe. Auf unterschiedlichen Höhen ragen Ringplattformen für Richtfunkantennen und Windmessgeräte sowie Einzelgeschosse für Sendezwecke aus.
Der eigentliche Turmkorb befindet sich auf einer Höhe von 325 bis 360 Metern und hat acht Geschosse.
In 58 Sekunden können Besucher mit dem Aufzug die Aussichtsplattform erreichen. Dabei wird eine Geschwindigkeit von bis zu 7 Metern pro Sekunde erreicht.
Wir stehen beeindruckt wieder auf dem Boden und gönnen uns ein großes Eis.
Danach heißt es den Bus zum Campingplatz zu finden und in dem überfüllten Minibus bei 33 Grad nicht zu ersticken.
Der Busfahrer scheint von der Hitze auch schon apathisch, denn er hört unsere Rufe zum Anhalten nicht und nimmt uns eine Haltestelle zu weit mit.
In der kühlen Waldluft atmen wir erst einmal kräftig durch.
Abends plaudern wir noch lange Zeit mit zwei Süddeutsche, die über Zentralasien und China nach Laos und von dort nach Australien wollen.
Da ist unser Russlandtrip doch harmlos.
Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen. 🤭
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