1. Juni 2022 Über den Komanistausee und weiter bis Peshkopi
Um 7 Uhr klingelte der Wecker. Die Nacht auf der Fähre war ruhig, die Wellen haben wir kaum gespürt, nur den Wind, der durch den Canyon fegte. Bis Mitternacht machte die Jugend laut Diskomusik.
Nur gut, dass wir bloß Schnellkaffee gebrüht haben und schon alles verstaut ist, denn um 8 Uhr mussten wir schon an die Seitenplanke fahren. Die Fähre wurde zügig bis zum letzten Zentimeter mit PKW, Motorrädern und Kleinbussen beladen. Alle Sitzplätze waren rasch besetzt. Ein Händler verkaufte Wegzehrung, ich entschied mich für Kirschen.
Pünktlich um 9 Uhr setzte sich dir Fähre in Bewegung. Zweieinhalb Stunden waren wir zwischen steil aufragenden Felswänden über dem 35 km langen Drinstausee oder Komanistausee unterwegs.
Links und recht sahen wir einige wenige Häuser, die nur mit dem Boot erreichbar sind. Ob sie alle Strom haben, wir konnten es nicht erkennen. In der zweiten Hälfte des Sees nahm leider der Plastemüll zu. Er wird aus den Zuflüssen in den See gespült.
11.50 Uhr haben wir das Schiff verlassen und wenden uns nach Süden.
Nach kurzer Strecke baut sich die nächste Staumauer des Drin mit seinen Nebenflüssen vor uns auf. Wir fahren seitlich neben der Mauer in die Höhe und begleiten den Stausee viele Kilometer aus 600 bis 1000 m Höhe.
Es geht hoch und runter, S-Kurve um S-Kurve. Kaum Gegenverkehr, selten ein Verweis auf eine Ortschaft. Plötzlich ein Schild: „Hotel Alpin“ in 3km. Und tatsächlich, ein grosses Steingebäude mit Wasserrad und Rosengarten, wie in den Alpen. Wir trinken Kaffee und Cola und essen einen leckeren Salat.
20 km weiter kommen wir auf eine Hauptstraße, ebenso gering frequentiert, aber mit mehr Gestein auf der Straße. Die losen Hänge sind alle nicht gesichert.
Und siehe da, hinter der nächsten Kurve liegt ein Baum und ein großer Stein mitten auf unserer Spur. Bloß gut , dass wir uns immer an die vorgeschriebene geringe Geschwindigkeit halten, 80km/h außerorts. Nachts sollte man sowieso nicht fahren, denn auf tiefe Schlaglöcher kann mit einem Stein davor aufmerksam gemacht werden oder auf extreme Strassenabsenkungen rechts wird mit zwei Stöcken und einer bunten Plastikflasche darauf hingewiesen.
Ein kurzes Stück fahren wir auf der Autobahn Tirana – Prishtina im Kosovo bis Kukës. Südlich davon treten die Gebirge auseinander. Es gibt viele kleine Ortschaften und Landwirte. Die Kirschen sind überall reif.
Die Kurvenfahrten gehen weiter, die tollen Blicke auf die entfernten Gebirge auch.
Durch die vielen Fotostops kommen wir relativ spät, erst gegen 19.45 Uhr in Peshkopi an.
In der Abendstimmung wirkt die Stadt recht arabisch. Viele kleine Läden säumen die Straßen. Alles spielt sich draußen ab. Wir fragen uns, ob wir das Camp in dem Gewirr finden. Da entdecken wir Hinweisschilder und siehe da, hinter einer Garteneinfahrt liegt ein kleiner Platz. Der kleine Sohn begrüßt uns gleich auf Englisch.
Jede Stellfläche ist mit Weinreben und einem Kirschbaum umgrenzt. Wir werden gleich aufgefordert, reife Kirschen zu pflücken.
Doch zunächst brauchen wir erst einmal Ruhe nach den 185 km S-Kurven-Stecke mit Steigungen und Gefälle zwischen 7% und 12% und dabei atemberaubenden Blicken auf die noch mit Schneeresten bedeckten über 2000m hohen Berge. Wer Albanien bereisen will, sollte steile, schmale Straßen und Kurven lieben.
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