Dietmar und Geli Unterwegs

17.-18. Mai 2023 Nach Sanlúcar de Barrameda

Um 12 Uhr müssen wir unseren Campingplatz am Playa de la Ballena verlassen.


Es ist erstmals komplett bewölkt und frisch. Wir fahren noch einmal an die Dünen, sehen die Flut, die den Sandstrand deutlich schmaler macht und beobachten einen Kitesurfer, der den Wind und die Wellen zu beachtlichen Sprüngen nutzte. 

Dann ging die Fahrt weiter westlich nach Sanlúcar de Barrameda,  das noch zur Provinz Cadiz gehört. Die Stadt liegt an der Mündung des Flusses Guadalquivir in den Atlantischen Ozean.
Als wir auf dem trockenen Stellplatz ankommen,

sehen wir als erstes einen Wiedehopf durch das dürre Gras steigen. Ich liebe diese auffälligen Vögel.


Trotz der Trockenheit hier geben sich die Besitzer des Platzes große Mühe, Blumen und Pflanzen am Leben zu halten.

Etwas ganz Besonderes ist ein Natal-Pflaumenbäumchen. Die Natal-Pflaume  stammt ursprünglich aus Südafrika und ist nach der dortigen Provinz „Natal“ benannt. Da die Früchte des Strauchs pflaumenähnlich aussehen, wird er als „Natal-Pflaume“ bezeichnet. Die leuchtend roten Früchte sind aber eher Beeren. Da sie keinen Kern enthalten und nur eine sehr dünne Schale besitzen, können sie direkt vom Strauch genascht werden. Das rosafarbene, saftige Fruchtfleisch erinnert mit seinem süßen Geschmack an Preiselbeeren. Die kleinen Samen im Inneren kann man ebenso bedenkenlos mitessen wie die Schale. Ich würde ja gern eine naschen, getraue mich aber nicht, einfach eine zu pflücken. 

Am Abend fahren wir mit den Rollern       5 km in die Stadt und an die Mündung des Flusses Rio Guadalquivir.




Da einige wenige Regentropfen fallen und es recht frisch ist, setzen wir uns in ein Strandrestaurant und bestellen gegrillte Sardinen. Dazu wollen wir Fino-Sherry trinken, aber die Bedienung empfiehlt uns sehr freundlich doch lieber den hiesigen Manzanilla-Sherry zu nehmen.

Jede der drei Sherry-Städte findet natürlich ihren als den Besten. Wir lassen uns überzeugen und lesen noch einmal nach, was an der Sherry-Herstellung so besonders ist:

„Gute Manzanillas zeichnen sich durch ein leichtes Salzaroma, interessante Holztöne und im Gegensatz zum Fino aus  Jerez  durch eine erfrischende Säure aus.  Er sollte sehr kalt (5–7 °C) getrunken werden. Einmal geöffnete Flaschen sollten nicht länger als einen Tag aufbewahrt werden.

Trotz vieler Gemeinsamkeiten zum Fino-Sherry aus Jerez unterscheidet sich der Manzanilla in einigen Punkten. Die Trauben werden noch etwas unreif, im Durchschnitt etwa eine Woche vor der Vollreife geerntet und sofort weiterverarbeitet. Der frühe Lesezeitpunkt verleiht Mosten eine zum Teil recht ausgeprägte Säure. Für qualitativ hochwertige Manzanillas werden nur die Vorlaufmoste verwendet, also jene, die praktisch ohne oder mit nur geringem Pressdruck gewonnen werden. Die nachlaufenden, unter größerem Pressdruck gewonnenen Moste werden auch zur Produktion von Brand  verwendet. Die größeren Bodegas  produzieren daher oft auch Weinbrand. Nach der ersten, stürmischen Gärung wird der Most auf etwa 15,5 Volumenprozent Alkohol mit Weingeist aufgespritet. Dadurch werden die wilden Hefen abgetötet und die erste Gärung beendet.

Es schließt sich eine ruhige Gärung mit Weinhefe an, die etwa 10 Wochen dauert. In Großbetrieben erfolgt die Gärung in riesigen Stahltanks. Einige kleinere und auf Tradition achtende Bodegas vinifizieren  ist jedoch noch immer in neuen, aus dem Holz der Amerikanischen Weißeiche  geküferten Fässern. Die Fässer werden so auch für die spätere Lagerung der Weine vorbereitet.

Die vergorenen Jungweine werden in die 600 Liter fassenden Sherry-Fässer, die Botas, umgefüllt und gelagert. Die Botas werden nicht zur Gänze befüllt, meist nur zu 5 Sechstel, manchmal auch nur zu 4 Fünftel. Sehr bald nach der Umfüllung bildet sich auf der Oberfläche ein Florhefe-Schleier, der eine Oxidation während der Reife verhindert. 

Wie Finos reifen Manzanillas im sogenannten Solera-Criadera-System. In diesem System lagern die Weine in Altersklassen (Criadera) übereinander. Der älteste Wein befindet sich in den Fässern am Boden (Solera leitet sich von suelo = Boden her). Aus den untersten, den Solera-Fässern wird in Flaschen abgefüllt, die abgefüllte Menge wird aus der darüber liegenden Criadera nachgefüllt, die ihrerseits die nun fehlende Menge aus der darüber liegenden erhalten.

Die Anzahl der Criaderas ist unterschiedlich; drei Criaderas über der Solera sind es immer.

Die Sherry-Herstellung ist also eine Wissenschaft. „Dazu kommen hier in Sanlucar noch besondere klimatische Bedingungen, die diesen Weinen ihre eigene Identität verleiht: der Ausbau unter der Hefeschicht mit den besonderen Eigenschaften des Mikroklimas von Sanlúcar. Zunächst einmal sind da die unterschiedlichen Höhenstufen des Ortes. 

Darüber hinaus prägen drei bedeutende Faktoren das besondere Klima in Sanlúcar. Da ist der Fluss Guadalquivir als natürliche Nordgrenze der Stadt, der Atlantische Ozean, in den der Fluss mündet und der die Stadt im Westen umrahmt und abschließend die Marsch – ein großes Flachgebiet am ehemaligen Delta.
Diese drei Faktoren sorgen für mildere Temperaturen und eine höhere relative Feuchtigkeit als in den restlichen Erzeugungsgebieten des Sherry der Region Jerez. Die Luftfeuchtigkeit kommt mit dem Westwind vom Meer in die Stadt. 

Das Zusammenspiel aller dieser Bedingungen macht die Hefeschicht in Sanlúcar so besonders und bestimmt damit auch die speziellen Eigenschaften der in ihren Kellereien biologisch ausgebauten Weine.

Je nach Dauer des Ausbaus können die anfänglich als Finos angelegten Manzanillas leichte Oxidierungsnuancen zeigen, wenn die Hefeschicht nach mehreren Jahren Ausbau in den älteren Fässern zu Ende geht: In diesem Fall entsteht ein ganz besonderer Wein mit Eigenschaften zwischen Manzanilla und Fino.“



Wir Laien merken kaum einen Unterschied, lassen uns aber am nächsten Tag noch einmal ein Glas Manzanilla mit echtem iberischen Schinken und Lomo in der Stadt  munden.



Wir schlendern über den Hauptplatz der Stadt mit vielen Cafés und Restaurants, umgeben von hohen Palmen.

An der Uferpromenade sehen wir am gegenüberliegenden Ufer des Guadalquivir den Nationalpark Doñana, der einmal Spaniens größtes Feuchtgebiet war und jetzt seit 2022 restlos ausgetrocknet ist durch anhaltenden Trockenheit und exzessiven Erdbeeranbau. 

Der Hafen von Sanlúcar de Barrameda war in der Frühen Neuzeit der Ausgangspunkt zahlreicher Expeditionen: 1498 von Christoph Kolumbus  zur dritten Amerikafahrt und 1519 von Ferdinand Magellan  zur Weltumseglung.

____________________________
Reiseroute durch Spanien 2023

Reiseroute wird ständig aktualisiert. HIER KLICKEN um in die Karte zu zoomen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.