Dietmar und Geli Unterwegs

5. Juni 2023 Zur Universität von Osuna und nach Antequera

Als wir vor 14 Tagen hier in Osuna waren, war die riesige Stiftskirche oben auf dem Hügel geschlossen.

Heute versuchen wir es noch einmal und sie ist wieder zu. Was für ein Pech.

Aber die Universität ist geöffnet und wir sehen, dass sie noch in Betrieb ist und gerade Prüfungszeit herrscht. Wir können ungehindert eintreten und sehen gleich im Eingangsbereich, dass wir in einem sehr historischen Gebäude stehen. 



Am 10. Oktober
1548 erließ Papst Paulus III. die Bulle „
In Supereminenti Apostolicae Sedis“, die in Osuna die Schaffung eines Ortes der allgemeinen Studien erlaubte und die der unbeflecketen Empfängnis der Jungfrau Maria geweiht war, die der Papst besonders verehrte.

Es handelt sich bei der Universitätsschule von Osuna also um eine päpstliche Einrichtung. 

Es war der fünfte Graf von Ureña, Don Juan Tellez de Girón und Vater des ersten Herzogs von Osuna, der die Erlaubnis erbat, eine Oberschule und Universität nach dem Vorbild der Universität von Alcalá de Henares in der Hauptstadt zu errichten, in der die Studierenden einen Abschluss in allgemeinen Studien und anderen Fachrichtungen erlangen könnten und der was Ehren und Rechte betraf, denen der Universitäten von Bolognia, Salamanca und Alcalá de Henares gleichgestellt werden sollte.

Die Universität wurde nicht von der Krone, sondern nur von päpstlicher Seite anerkannt. Aus dem Testament ihres Gründers geht hervor, dass er seinen Sohn, den zukünftigen und ersten Herzog von Osuna, darum bittet, sich dem anzunehmen. Es liegen jedoch keine Belege vor, dass dies jemals geschehen ist. Ein Rechtstreit vor dem Rat von Kastillien, in dem entsprechende Unterlagen eingefordert wurden, könnte dies belegen.
Dennoch ist auch heute noch auf einer großen und prunkvollen Tafel, die sich links neben dem Haupteingang befindet, genau das Gegenteil zu lesen. Das gleiche Schicksal teilten auch andere kleinere Universitäten, dass sie nur von der Kirche und nicht von den weltlichen Herrschern anerkannt wurden. Trotzdem für den Bau und die Ausstattung der Einrichtung kam ausschließlich bereits genannter Graf auf, dessen Familie eine der reichsten Spaniens war. Es wurden an der Universität 15 große Professuren und an der Schule acht kleinere angeboten. Diese wurden den Fakultäten für Theologie, Recht (Kanon und Gesetz), Medizin und Kunst zugeordnet.

Die theologische Fakultät war die am meisten geförderte und seit seiner Gründung auch die mit dem größten Zulauf. Wir dürfen nicht vergessen, dass hier nach dem Vorbild der Universität Alcalá de Cisneros eine Kaderschmiede für die zukünftige geistige Führung einer Kirche entstehen sollte, die Jesus Christus würdig sei.

Die guten Beziehungen des Gründers zu verschiedenen religiösen Orden wie der Franziskaner, Augustiner und Karmeliten halfen ihm dabei, die verschiedenen Lehrstühle der Fakultäten zu besetzen.

Francisco Maldonado war der erste Rektor (1549 – 1553) und ist deshalb auch Namensgeber der heute als Escuela Universitaria Francisco Maldonado bekannten Universitätschule. 

Der Universität von Osuna gelang es, sich bis zur Reform von 1807 unter dem Minister Caballero zu behaupten. Dieser Reform fielen auch weitere 10 kleinere Universitäten, wie die von Baena zum Opfer. Ihre Gelder wurden gestrichen und die Fachbereiche der Universität von Sevilla angegliedert.

Trotz der formalen Schließung der Einrichtung wurde der Betrieb der Universität mehr schlecht als recht bis zum Einmarsch der französischen Truppen im Jahre 1810 fortgesetzt. Das Gebäude wurde von den Truppen besetzt und in französisches Hauptquartier umgewidmet. Nach Beendigung des Krieges nahm die Universität den Betrieb unter sehr prekären Bedingungen bis zu ihrer endgültigen Schließung im Jahre 1824 wieder auf.

Nach langen Jahren öffnete die Universitätsschule von Osuna Studierenden 1993 wieder ihre Türen.

In all diesen Jahren sind im Zuge eines sukzessiven Konsolidierungsprozesses große Fortschritte erzielt worden. Dies hat es der Universität ermöglicht, sowohl qualitativ als auch quantitativ zu wachsen.

Der Hauptbau der Universität ist in dem majestätischen Gebäude aus dem 16. Jahrhundert untergebracht. In diesem vollständig sanierten und modernisierten Bau befinden sich die Hörsäle für Wirtschaft und Recht, sowie das Sekretariat.

Die Universitätsschule verfügt ebenfalls über einen Nebenbau, der sich nur wenige Meter vom Hauptbau befinden. Die Universitätsschule Franzisco Maldonando von Osuna ist an die Universität von Sevilla angegliedert.

Wir sind beeindruckt, dass die Universität die vielen Wirren der Geschichte überlebt hat und heute ein moderner Lehrkörper ist. 

Um das alles zu verdauen, helfen wir mit leckerem Kuchen aus „Family cash“ nach, wohin wir zum Abschluss unseres Osuna-Aufenthaltes noch einmal gefahren sind. Dabei beschließen wir, dass die Wüste Tabernas nördlich von Almeria unser nächstes Ziel sein soll.

Auf der Autobahn begleiten uns auf dem Mittelstreifen kilometerlang blühende Oleanderbüsche. Wo nehmen diese riesigen Büsche bei der extremen Trockenheit und dem Beton ringsum ihre Kraft zum Wachsen und Blühen her? Wahre Lebenskünstler!

Während der Fahrt sehen wir, dass wir Antequera kreuzen, wo wir schon am 15.4. durchgefahren sind, als wir zu den Bergen El Torcal unterwegs waren. Jetzt entscheiden wir kurzentschlossen, die Stadt ist einen Stopp wert. Weil Antequera in der südlichen Mitte von Andalusien zu Hause ist, erreicht man die Stadt problemlos aus allen Himmelsrichtungen. Wir kommen von Nordwesten über die A 92. 

Auf dem Stellplatz angekommen, laden wir die Roller aus und rollen los. 

Innerhalb der 41.000-Einwohner-Stadt gibt es viel zu entdecken. Rund 40 Kirchen und Konvente lassen sich hier besichtigen.

Schon im Zentrum steht die prächtige Iglesia de San Sebastián mit ihrem reich geschmückten Innenraum. 

Wir versuchen weiter bergan zu kommen, schließen dann aber die Roller an und steigen weiter zu Fuß auf den Burgberg. Als erstes erreichen wir die Renaissancekirche Santa María la Mayor, die hoch über Antequera an der alten Festung am Felsen thront.
Sie ist noch geöffnet und wir bekommen per Scanner einen Audioguide, der uns über die Geschichte der Kirche,

das 7köpfige Ungeheuer(die 7 Todsünden) und über die Aussenanlagen informiert. 

Von dort fällt der Blick auf die Reste altrömischer Thermen, die in der Mitte ein riesiges Bodenmosaik zierten.

Von hier oben haben wir nicht nur einen wunderschönen Blick über die Stadt, sondern auch auf den in der Ferne liegenden Felsberg Peña de los Enamorados (Felsen der Verliebten), der von einer tragischen Liebesgeschichte erzählt und dessen Form an ein den Himmel anflehendes Gesicht erinnert.

Oberhalb der Kirche warten die Reste des Castillo mit maurischen, römischen, sowie christlichen Konstruktionen darauf, besichtigt zu werden, u.a. der gut erhaltene Wehrturm Torre del Homenaje.

  Auch hier hilft uns der Audioguide einiges über die Geschichte der Festung zu erfahren.

Hier werden wir erstmals aufmerksam auf den Peña de los Enamorados (Fels der Verliebten), der  ein 874 Meter hoher kahler Berg im Osten der Stadt ist.



Nach dem Abstieg an den alten Stadtmauern entlang, kommen wir wieder zu unseren Rollern an vielen Orangenbäumen vorbei, die schon dicke, kleine, grüne Früchte tragen.


Dann geht es weiter, wir fahren kreuz und quer durch die alten Gassen. Gegenüber von unserem Stellplatz hoffen wir 19 Uhr schon paar leckere Tapas zu bekommen. Aber nein, wie überall müssen wir bis 20.30 Uhr auf den Koch warten.
Dafür schmeckt es dann recht lecker und ein Gläschen Fino veredelt alles. 

Das war heute ein vielseitiger Tag, von der Universität in Osuna, zur Stadtbesichtigung von Antequera. 

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