Dietmar und Geli Unterwegs

05. Mai 2024 Von Rocca di Papa zum Meer und zurück zum Nemisee

Die Sonne scheint, es sind über 20 Grad und wir wollen, wie viele Römer, ans Meer. Unser Ziel ist Anzio. Das ist eine kleine Stadt in der Provinz Rom in der italienischen Region Latium (Lazio) mit etwas mehr als 55.000 Einwohnern.
Sie liegt 57 Kilometer südlich von Rom an der tyrrhenischen Küste.

Schon in alter römischer Zeit, als ihr (lateinischer) Name noch Antium war, war Anzio ein Badeort, wo die reichen Römer ihre prunkvollen Villen am Meer besaßen. Dorthin flüchteten sie, wenn es in Rom in den Sommermonaten unerträglich heiß wurde. Und das ist bis heute so.

Und was interessant ist:

CALIGULA und NERO wurden hier geboren. 

Heute hat der beliebte Badeort einen regen Fischereihafen, wo am späten Nachmittag die Fischkutter anlegen und in weißen Kisten aus Styropor auf Eis  ihren Fang anbieten, der von Fischen, Tintenfischen, Scampi bis zu Aalen und mehr reicht.

Nachdem ich die Füße genug gewässert habe und der Campari aufgeschlürft ist, machen wir uns auf den Rückweg. Wir wollen noch zum Nemisee und einem interessanten Museum. 

  Der Nemisee (italienisch Lago di Nemi) liegt dicht beim Albanosee ebenfalls in den Albaner Bergen. Er ist ein Kratersee. Durch den Monte Cavo wird der Nemisee vom benachbarten Lago di Albano voneinander  getrennt.

In antiker Zeit entwickelte sich der See zu einem Erholungsgebiet reicher Römer und ringsum wurden zahlreiche Villen erbaut, darunter eine für Julius Cäsar.   

Der römische Kaiser Caligula (37–41 n. Chr.) ließ zu seinem Privatvergnügen und für kultische Zwecke zwei Prunkschiffe, die Nemi-Schiffe, am See konstruieren. Wie lange diese Riesenbarken auf dem See im Einsatz waren, ist ungeklärt. Sie müssen jedoch kurze Zeit nach dem Sturz Caligulas gesunken oder versenkt worden sein.

Am Seeufer gibt es ein  hochinteressantes Museum für diese beiden Schiffe, das ich gleich besuchen werde. Dabei erfahre ich auch etwas über einen Entwässerungstunnel, der vermutlich bereits in vorrömischer Zeit von den Bewohnern durch die südwestliche Kraterwand gegraben wurde, um damit den Spiegel des Nemisees zu senken und das eigene Tal zu bewässern. So wurde Ackerland sowohl im Nemi-Krater als auch im Tal von Ariccia, ebenfalls ein erloschener Vulkankrater, gewonnen. Der Tunnel war ein technisches Meisterwerk von 1653 m Länge und einem Gefälle von 12,63 m, das zu Beginn mit hölzernen, nach dem Ausbau in römischer Zeit mit marmornen Filtern geschützt war. Zur Zeit der Nemi-Schiffe  wurde der See wahrscheinlich noch weiter abgesenkt, um die Wasseroberfläche zu beruhigen, da die Schiffe mit ihren steinernen Aufbauten empfindlich gegen Wellengang waren. 

Im Mittelalter verfiel der Tunnel. 

Er wurde jedoch ab 1927 wieder instand gesetzt, um durch ihn das Wasser des Sees abzupumpen und so die antiken Schiffe  freizulegen. Die Nemi-Schiffe  wurden 1929 und 1932 aus dem See geborgen. 

Rekonstruktionsversuch Schiff A

Schiffsanker

Die Schiffe hatten im Verhältnis zu dem kleinen See mit seinen circa 1.000 m Durchmesser gigantische Ausmaße: Das erste Schiff war 73 m lang und 24 m breit, das zweite maß 71 m auf 20 m. Beide hatten einen flachen, kiellosen Rumpf. Bug und Heck der zwei Schiffe waren dabei baugleich ausgeführt, damit sie in beide Richtungen fahren konnten, ohne zu wenden.

Auf einem der Schiffe stand ein Tempel für Diana, der mit Marmorsäulen, Mosaikböden und vergoldeten Bronzeziegeln geschmückt war. Das zweite Schiff trug eine Palastanlage für Caligula mit einem Warmwassersystem, das Thermen an Bord versorgte. Durch die Bleirohre, die Stempel Caligulas tragen, konnten die Schiffe zweifelsfrei zugewiesen werden.

Die Schiffe hatten zahlreiche technische Details, wie Anker mit beweglichen Flunken, Wasserhähnen,Kugellagern und Pumpsystemen, die erst Ende des 19. Jahrhunderts wieder erfunden wurden. Diese Exponate sind teils im Original, teils als nachgebaute Modelle heute noch im Museum zu besichtigen.

Über das Mittelalter waren die Schiffe zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten. Doch zogen immer wieder Fischer Funde aus dem See, die einen antiken Schatz im See vermuten ließen. Die ersten Versuche, diesen zu heben, wurden 1446 unternommen. 1531 folgte ein weiterer Versuch. Doch es konnte auch da nur einige wenige Einzelteile heraufgeholt werden. Im Schlick lagen zwei große Schiffe: eines recht nahe am Ufer in 5 bis 12 Meter Tiefe, das zweite weiter zur Seemitte hin in 15 bis 20 Meter Tiefe.

1924 starteten die Voruntersuchungen für ein aufwändiges und schließlich erfolgreiches Unternehmen, beide Schiffe zu bergen. In zweijähriger Arbeit wurde zunächst der antike Entwässerungstunnel restauriert, um das Wasser des Sees soweit abzupumpen, dass Archäologen auf trockenem Seegrund an den Schiffen arbeiten konnten. Gleichzeitig wurde eine Straße zum See hinunter gebaut, damit die archäologische Stätte leichter zu erreichen war. Dabei stieß man auf die antike Via Virbia, die zum Heiligtum der Diana führte; ein Abschnitt der antiken Pflasterung ist heute im Museum freigelegt.

Das erste Schiff tauchte am 28. März 1929 aus dem Wasser auf. Im September 1929 konnte das ufernahe Schiff geborgen werden. Das zweite Schiff tauchte Ende Januar 1930 aus dem See auf und wurde Ende 1932 geborgen. Die restaurierten Schiffe konnten ab 1940 im hierfür extra erbauten Museum am Seeufer den Besuchern präsentiert werden.

In der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1944 wurden das Museum und die Schiffe durch ein Feuer vollständig zerstört. Gerettet wurden nur wenige Einzelteile.

Nach seiner Restaurierung wurde das Museum 1953 wieder eröffnet, jedoch schon nach kurzer Zeit wieder geschlossen. Nach umfangreicher Neustrukturierung wurde das Museum endgültig am 15. Dezember 1988 eröffnet und im Jahr 2000 nochmals neu gestaltet. Die zwei Schiffe werden heute in Modellen im Maßstab 1:5 gezeigt, dazu zahlreiche Einzelstücke, teilweise in Kopie, die 1944 gerettet wurden. Außerdem werden im Museum weitere archäologische Funde aus der Umgebung des Nemisees gezeigt.   

Es ist wirklich sehr interessant, was da in der römischen Antike für ein irrsinniger Prunkt betrieben wurde. 

Zum Ausklang des Sonntags und unserer Zeit bei Alexej in Rocca di Papa gehen wir noch in ein altes Restaurant mitten in Rocca di Papa mit traumhaftem Panoramablick über das flimmernde, nächtliche Rom. 

Reizende Hausbemalungen
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