Dietmar und Geli Unterwegs

12. Juni 2024 Zum Orakel von Delphi

Wir haben heute Glück, der Himmel ist bewölkt. Also bleiben uns erst einmal Temperaturen über 40 Grad erspart, 35 Grad reichen auch. 

Werden wir einen Parkplatz finden? Auch hier ist uns das Glück hold. Direkt beim Museum finden wir eine Lücke, leider recht kurz, so dass die Hinterkarre auf die Straße ragt. Was tun? Wegfahren oder?

Wir hängen ein orangefarbenes Handtuch als Signalflagge hinten an den Spaten und stellen noch ein kleines Blinklicht dazu. So, hoffen wir, sind Bus- und Autofahrer rechtzeitig gewarnt.    

Das Ausgrabungsgelände von Delphi liegt im Osten der modernen Kleinstadt Delfi. Es erstreckt sich über 300 Höhenmeter am Hang und ist nicht zuletzt durch seine landschaftliche Schönheit  attraktiv. Unmittelbar nördlich des Museums befindet sich das antike Heiligtum des Apollons. 

Mit Rentnerticket, wie überall in Griechenland, dürfen wir die Umgebung des Heiligtum betreten. 

Am Anfang liegen die vielen Steine für uns wahllos herum, aber nach und nach erkennen wir Strukturen. 

Das Orakel war im großen Apollon-Tempel im Zentrum der Anlage. 

Was war das Orakel von Delphi?

Das Orakel von Delphi  entstand aus der griechischen Mythologie. Das Orakel war keine Priesterin, sondern ein Mädchen, das Phytia genannt und von den Priestern streng bewacht wurde. Kein Mensch durfte zu ihr. 

Eine Pythia wurde aus den Einwohnerinnen von Delphi ausgewählt. Ihr sozialer Stand scheint (zumindest zeitweise) keine Rolle gespielt zu haben. Die Weihung zur Priesterin erfolgte ursprünglich und normalerweise in ihrer Jugend. Eine Pythia musste jungfräulich bleiben. Die erste Pythia soll die Tochter Apollons oder seines Sohnes gewesen sein.

Die Pythia antwortete in ihren prophetischen Verlautbarungen unverständlich und musste von einem Priester interpretiert werden.

Sie saß im Apollontempel  auf einem Dreifußhocker  über einem Erdspalt aus dem Gas austrat, das die Pythia in eine Art Trance versetzte. Die prophetische Gabe wurde ihr nach damaliger Vorstellung durch  Gott Apollon eingegeben. 

Einer neuen These eines griechisch-italienischen Forscherteams nach wurde in der relativ kleinen Kammer, in der die Pythia saß, der Sauerstoff durch  nicht giftige Gase verdrängt. Der bei der Pythia entstehende Sauerstoffmangel  habe sich dann in einer Art Trunkenheit geäußert. 

Der Ort Delphi erlangt erstmals ca. 800 v. Chr eine religiöse Bedeutung.

Der Ruf eines dortigen  Orakel  sprach sich herum und gewann an Bedeutung  in ganz Griechenland und weit darüber hinaus. 

393 n. Chr. erfolgte die letzte Prophezeiung des Orakels nachdem der römische Kaiser Theodosius die Schließung aller „heidnischen“ Heiligtümer veranlasst hatten. 

Die ganze Anlage bestand neben den Tempeln noch aus vielen Schatzhäusern und einem großen Theater.

Wer das Orakel befragen wollte, brachte viele Schätze mit und wollte sich auch vergnügen. 

Am Ende unseres Rundgangs besuchten wir das

Archäologisches Museum. 

1892 begannen Archäologen unter der Leitung des Französischen Archäologischen Instituts mit systematischen Ausgrabungen in der Umgebung von Delphi. Die Anzahl der Funde übertraf die Erwartungen der Archäologen und erforderte bereits 1903 den Bau eines ersten Museums, das immer wieder erweitert wurde, zuletzt 1999.

Mit heute 14 Ausstellungsräumen und Tausenden von Exponaten gehört es zu den bedeutendsten Museen Griechenlands. Die Exponate reichen von der Bronzezeit bis in die Antike. Die ältesten Funde stammen aus der Zeit um 2000 v. Chr. und wurden im Schutt unter dem Athena-Tempel gefunden.

Darüber hinaus sind zahlreiche goldene Weihegaben aus den Schatzhäusern ausgestellt.

Die bedeutendsten Ausstellungsstücke sind: 

Die Sphinx der Naxier

Die Verschmelzung des antiken Griechenlands unter anderem mit dem Reich der Ägypter, wird deutlich, wenn man die Sphinx der Naxier (560 v. Chr.) betrachtet.

Die Marmorstatue, halb Löwe, halb Mensch mit Flügeln, ist 2,22 m hoch und stand einst auf einer 11 m hohen Säule. Durch das hochwertige Weihgeschenk erhielten die Naxier (Bewohner von Naxos) bevorzugte Orakelbefragungen, wie eine Inschrift bezeugt.

Die Statuen von Kleobis und Biton

Auch die Statuen von Kleobis und Biton sind inschriftlich als Weihgeschenke an Delphi deklariert. Das Brüderpaar wurde bereits zu Beginn der Ausgrabungen um 1893/94 gefunden und von den Herrschern der Stadt Argos (Peloponnes) gestiftet. Obwohl auf den ersten Blick identisch, sind sie nicht gleich groß (2,16 und 2,18 m) und weisen feine, aber kaum sichtbare Unterschiede auf.

Der Mythologie zufolge flehte die Priesterin Kydippe, die Mutter der Jünglinge, die Göttin Hera an, den beiden das Beste zu geben, was ein Mensch bekommen könne. Daraufhin schliefen sie als junge und schöne Männer ein und wachten nie wieder auf, getreu dem Motto: „Jung stirbt, wen die Götter lieben“.

Der Omphalos

Der seltsame Kultstein von Delphi, der den Mittelpunkt der Welt markiert, kann im Archäologischen Museum bewundert werden. Die Wissenschaftler sind sich allerdings nicht einig, ob der Opferstein eine hellenistische oder eine römische Kopie ist.

Der griechischen Mythologie zufolge soll der originale Omphalos als Meteorit auf die Erde gestürzt sein. In der Antike galt Delphi deshalb als Mittelpunkt der Erde. 

Omphalos

Der Wagenlenker von Delphi

Der Wagenlenker von Delphi ist heute eine der am besten erhaltenen Bronzefiguren der griechischen Antike. Ihm zu Ehren wurde vor einigen Jahrzehnten im Archäologischen Museum  sogar ein eigener Saal mit weiteren Bronzestatuen eingerichtet. Die lebensgroße Statue (1,80 m) entstand zwischen 478 und 474 v. Chr. und wurde ebenfalls zu Beginn der Ausgrabungen gefunden.

Die linke Hand ist abgebrochen, in der rechten hält der junge Wagenlenker noch die Reste der Zügel eines Pferdegespanns.

Das Gespann bestand ursprünglich aus vier Pferden, wurde aber im 4. Jh. n. Chr. bei einem Erdrutsch weitgehend zerstört. 

Wir sind erschöpft von der vielen Antike. Als wir das klimatisierte Museum verlassen, erschlägt uns fast die Hitze. Die Wolken sind weg und es sind wieder über 40 Grad im Schatten.  Da helfen nur eine kalte Cola und ein Eis. 

So gestärkt verlassen wir die Antike und fahren in die Berge, in Griechenlands bekanntestes Skigebiete im Parnassgebirge. Wir kommen bis in 1300 m Höhe. Hier soll von Dezember bis Anfang April Schnee liegen. 

Die Berge sind bis 2450 m hoch. 

Dann kommen wir durch Zentralgriechenland, wieder mit viel Landwirtschaft. 

Wir entscheiden uns für die Fahrt auf der Autobahn, da der Tag schon fortgeschritten ist und wir noch einige Kilometer Richtung Thessaloniki schaffen wollen.

Dabei werden wir an einigen Mautstellen aufgehalten und bezahlen reichlich Geld. 

Ab Larissa befahren wir bekanntes Gebiet. Hier waren wir schon vor zwei Jahren. Die Autobahn zwischen den beiden Gebirgen Olympus und Ossa ist nur einspurig.

Deshalb kann man die Schönheit dieses Gebirgsdurchbruches gar nicht bewundern. 

Wir erreichen wieder das Meer und beschließen, nicht mehr bis Thessaloniki zu fahren, sondern hier in der Nähe einen Platz zu suchen. Da fällt uns ein Camp ein, auf dem wir schon vor zwei Jahren waren und der uns sehr gut gefiel. Wir geben Camping „Sylvia“ ins Navi ein und schon weist es uns den Weg. Wir werden freundlich empfangen und es gibt noch eine freie Stelle für uns.

Das Orakel hat uns den richtigen Weg gewiesen. So schlafen wir unter dem Hausberg von Zeus, dem Olympus. 

Blick zum Berg Olymp
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Ein Kommentar

  1. Hallo ihr Griechen
    Haben euren Block wiedermachen intensiv gelesen. Die Temperaturen sind ja abartig. Viele Bilder von Olympia bis Delphi sind uns in guter Erinnerung. Vor 26 Jahren war der Tourismus nicht so lästig. In Corint ,Olympia und Delhi waren wir fast die einzige Reisegeuppe.
    Insgesamt habt ihr tolle Erlebnisse und wunderschöne Bilder geschossen.
    Wir wünschen euch weiter eine störungsfreie Reise und nicht mehr die große Hitze.
    LG Sigrid & Jürgen

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