11. Juni 2024 Wir verlassen Peloponnes und suchen das Orakel von Delphi
Auch wenn wir heute noch viel vorhaben, sind wir hier im Camper Stop „Olivetree“ die Letzten, die den Platz verlassen. Wir schlängeln uns noch einmal durch das verzwickte Strassennetz von Korinth zu der Straßenbrücke über den Kanal von Korinth.
Er hat uns gestern so beeindruckt, dass wir heute noch einmal in die Tiefe blicken wollen.
Schon vor etwa 2.600 Jahren dachten die Griechen über den Bau eines Kanals an dieser Stelle nach, damit die südliche Halbinsel des Landes nicht immer umschifft werden musste.
Dieser hätte die Eroberungszüge und den Handel sehr erleichtert, jedoch hatte man damals noch nicht die notwendigen Mittel dafür. Später fasste Kaiser Nero ein solches Vorhaben ins Auge, denn auch für das Römische Reich wäre ein Kanal von großem Vorteil gewesen. Doch obwohl Nero im Jahr 67. n. Chr. einige Tausend Sklaven mit dem Bau beauftragte, konnte das Projekt in der Antike nicht realisiert werden.
Der berühmte Panamakanal wurde im Jahr 1878 fertiggestellt, und auch der Suezkanal brachte den Gedanken wieder zurück in die Köpfe.
Ende des 19. Jahrhundert wurde der Traum dann endlich Realität, denn nun standen innovative Erfindungen für die Umsetzung zur Verfügung, wie das Dynamit.
Der damalige griechische König machte 1881 den ersten Spatenstich, 12 Jahre später war das Bauvorhaben beendet. Die Arbeiten am Kanal von Korinth waren extrem hart, denn man musste sich bis in eine Tiefe von 84 Metern durch das Gestein graben. Es wurde eine Verbindung zwischen dem Korinthischen und dem Saronischen Golf geschaffen, welche 24 m breit ist. Die steilen Wände des Kanals haben eine Höhe von bis zu 79 Metern, insgesamt fünf Brücken überspannen ihn.
Nachdem im Zweiten Weltkrieg alle Brücken und Teile der Steilwände zerstört wurden, begann man im Jahr 1946 mit dem Wiederaufbau. Dieser wurde dadurch erschwert, dass die deutsche Wehrmacht Eisenbahnwagons und Loks im Kanal versenkte hatte und ihn mit Minen versah. Innerhalb von zwei Jahren wurde tonnenweise Geröll entfernt. 1948 konnte der Kanal von Korinth dann wieder genutzt werden.
Heutzutage hat der Kanal nicht mehr die große Bedeutung von einst, denn er kann nur von kleineren Schiffen passiert werden. Während die Umfahrung des Peloponnes früher Gefahren barg, hat man die Kurse in einen größeren Abstand zur Küste verlegt. Darüber hinaus sind Schiffe inzwischen so gut motorisiert, dass sie für die Strecke viel weniger Zeit brauchen. Das Gestein an den Steilwänden ist außerdem recht weich, so dass eine Stabilisierung dringend nötig wäre. Heute fahren jeden Tag etwa 30 Schiffe durch den Kanal von Korinth, auch wenn die Gebühren für die Durchfahrt recht hoch sind.
Wir sehen ein Arbeitsschiff, das versucht, den Grasbewuchs im unteren Teil des Kanals zu entfernen, keine einfache Aufgabe.
Genug gesehen. Es heißt Abschied nehmen von Peloponnes. Wir sind 28 Tage gegen den Uhrzeigersinn 1334 km durch alle Finger gefahren, sind in die Mythologie der alten Griechen eingetaucht, haben uns von der Landschaft und dem Meer verzaubern lassen und haben die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen und die reifen Orangen genossen.
Jetzt fahren wir nördlich des Golfes von Korinth nach Westen dem heiligen Orakel von Delphi entgegen.
Zuerst durchqueren wir eine große Ebene mit viel landschaftlicher Nutzfläche. Hier erreichen die Temperaturen 42 Grad. Dann klettert unser Auto wieder in die Berge, bis in 950 m Höhe. Hier sind nur noch 33 Grad.
Wir erreichen den bekanntesten griechischen Wintersportort Arachova im Parnassosgebirge mit einer Höhe bis 2250 m.
Wir sind nicht mehr weit von Delphi entfernt. Schon stehen Busse und Autos an der Straßen und wir reihen uns ein. Wir erfahren, dass das Orakel heute keine Sprechstunde mehr hat.
Nur noch der Athenetempel ist zu besichtigen. Athena Pronaia war eine Schutzgöttin von Delphi. Deshalb errichtete man ihr einen eigenen kleinen Tempelbereich mit einem prächtigen Rundbau aus Marmor, der sich wunderbar in die Landschaft einfügte. Der außergewöhnliche Rundbau entstand um 380 v. Chr.
Der Ort Delphi liegt etwa einen Kilometer entfernt vom Tempelbereich zwischen zwei hoch aufragenden Felsen des Berges Parnassus, bekannt als die Leuchtenden Felsen. Es ist ein reizender Touristenort mit viele Bars, Hotels und Boutiquen.
Wir fahren aber weiter, denn außerhalb von Delphi gibt es den Campingplatz „Apollon“ mit Pool und Blick bis zum Golf von Corinth.
Hier sortieren wir erst mal in unserem Kopf alle Erlebnisse der letzten Tage und begrüßen wieder einen kleinen Katzengast.
Das Katerchen ist sehr zutraulich und würde am liebsten ins UFO kommen.
Nachts steigt er über einen Baum auf unser Dach und legt sich auf das Netz der Dachluke. Wenn er da durchgefallen wäre, hätte es Panik gegeben.
Wir hätten ihn am liebsten mitgenommen.
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