01. Juli 2024 Über die Transfagaraś-Strasse von Süd nach Nord
Wir sind wie immer die Letzten, die das Camp verlassen. Wir wollen unbedingt heute über die Fagaras-Berge, weil es ab morgen regnen soll. Sonst hätten wir es hier noch einen Tag länger ausgehalten.

Der Gebirgskamm als Teil der Karpaten hat eine Länge von etwa 70 km und eine Breite von 40 km. Die Seehöhe liegt zwischen 351 m und 2.544 m. Der Moldoveanu-Gipfel, ist mit 2.544 m der höchste in den Fogarascher Bergen wie auch in ganz Rumänien.
Die Transfagaras sind wir schon einmal 1989 mit 3 Wohnwagen-Gespannen gefahren in entgegengesetzter Richtung. Wir waren damals sehr beeindruckt und sind jetzt sehr gespannt, ob wir etwas wiedererkennen.
Die heutige Transfagarascher Hochstraße war früher sowohl auf der Nord- als auch auf der Südseite nur ein Forstweg und Gebirgspfad. Schon 1969 wurde mit dem Ausbau des Wegs auf der Südseite um den Vidraru-Staudamm begonnen. Offiziell soll der Straßenbau am 10. März 1970 begonnen haben. Die Straße ist 151 km lang und wurde 1974 eröffnet. Ihr höchster Punkt liegt bei 2042 m Höhe. Sie verbindet das Argeș-Tal in der Großen Walachei mit dem Olt-Tal in Siebenbürgen.
Die Straße ist wie die Transalpina nur tagsüber geöffnet zwischen 07:00 und 21:00, da beide Touristenstrassen und keine Fernverkehrsstrassen sind.



In Curtea de Arges fahren wir an einem großen Draculamuseum vorbei, halten aber nur kurz an, wir wollen in die Berge.

Es geht immer im dichtbewaldeten Argesflusstal entlang nach Norden und bergan.

Über uns die an die Felsen gehängte Bergstraße. Sieht gefährlich aus.

Nach einer Kurve plötzlich Stau. Vor uns auf der Straßenbrüstung steht ein großer, wunderschöner Bär, zum Greifen nahe.

Man soll sie nicht füttern, sie werden sonst „Bettelbären“, wie dieser hier. Sie verlernen ihre natürliche Scheu vor Menschen und die Fähigkeit, sich in der Natur selbst Futter zu suchen. Irgendwann keine gute Konstellation für Mensch und Tier.


Kurze Zeit später steigt eine Bärenmutter mit ihrem Kind über die Leitplanke. Das Kind holt sich hingeworfenes Brot. Schade ☹️, sie werden irgendwann abgeschossen.

Dann fahren wir an einer großen Schafherde vorbei, die auf der Straße in die Berge getrieben werden muss mit drei jungen Schäfern und Hundehelfern. Wie werden die mit den Bären auskommen?
Weiter oben eine Baumhausgaststätte mit Elektozaun gesichert, sicher auch vor den braunen Zottelbären. Es soll viele in Rumänien geben, bis 8000. Noch sind wir in der Laubwaldzone. Dann kommt wir an den großen Vidraru-Stausee, den mehrere Gebirgsflüsse speisen, auch der Arges.

Rumänien ist sehr Fluss- und damit wasserreich. Deshalb auch überall die üppige Natur.
Es folgt ein nächster Stausee, dann die Baumgrenze.




In weiten Schlingen windet sich die Strasse gen Himmel.

Der Blick weitet sich ins Tal und zu den vielen Gipfeln. Wieder gibt es einen Verkaufsstand für Wurst und Käse. Wir lassen uns auch verführen.
Bevor wir den höchsten Punkt erreichen müssen wir noch einen Tunnel durchfahren. Die Stelle kommt uns schon sehr bekannt vor.




Auf einer Höhe von 2042 unterqueren wir den 2398 m hohen Paltinu, einen Berggrat. Der Tunnel ist 887 Meter lang mit sechs Meter breiter Fahrbahn und einem breiten Gehweg, dabei viereinhalb Meter hoch. Der so genannte Bâlea-Tunnel ist der höchstgelegene und auch längste Tunnel in Rumänien.

Danach denken wir, wird der kleine, idyllische See sichtbar.



Oh Schreck, Autos, Motorräder, Menschen, Buden, Parkplätze und ein Hotel. Das gab es alles vor 35 Jahren noch nicht. Damals haben wir uns nur an einer leeren DDR-Fischbüchse gestört, die hier rumlag. Wir finden einen Platz zum Halten, gehen an den kleinen See und finden heute viel mehr Müll.

Inzwischen gibt es auch eine Gondelbahn hier hoch. Die Straße nach Norden ist noch genau so beeindruckend mit ihren Schleifen und Windungen in dem breiten Abbruchtal.

Hier oben in 2043 m Höhe sind 23 Grad. Wir stellen fest, dass wir 21 l Diesel pro 100 km auf dieser Strecke verbraucht haben, armer Nissan, da musstest du gewaltig arbeiten, jetzt braucht er dringend Futter.
Vor unserem Auto stehen zwei junge Menschen aus Tschechien, die ins Tal wollen. Wir kommen mit ihnen ins Gespräch, können sie aber nicht mitnehmen.



Es geht wieder bergab und wir können nicht aufhören zu fotografieren. Die Vegetationszonen wechseln abermals je nach Höhe.




Wieder im Flachland sehen wir das gesamte gewaltige Bergmassiv hinter uns, beeindruckend, scheinbar unüberwindlich.

Die Temperaturen steigt erneut auf 35 Grad und es ist fast unerträglich schwül.
Jetzt braucht unser Auto dringend eine Tankstelle und wen treffen wir da? Die beiden jungen Tschechen mit ihrem Fahrer, einem rumänischen Biologen, der auf Fischsuche nach einem ausgestorben geglaubten kleinen Flugfischen ist, dem Groppenbarsch, den es nur hier in drei Flüssen gab und die er wieder ansiedeln will.

Was für ein spannendes Projekt. Wir wünschen gutes Gelingen.
Wo wollen wir nun eigentlich hinfahren? Ab morgen soll es überall regnen. Wir entscheiden uns für einen kleinen Stellplatz in Sibiu. Hier können wir die letzten Tage in unserem Blog aufarbeiten.


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