23.-25. Juni 2025 Auf den Lofoten in Laukvika
Wir verabschieden uns herzlich von unseren neuen Bekannten Anne und Günther . Wir freuen uns, sie kennen gelernt zu haben. Trotz frischer Brise haben wir angenehm miteinander geplaudert. Vielleicht treffen wir uns wieder einmal irgendwo.

Wir fahren jetzt an der Westküste der Insel Andøya nach Süden. Hier ist die Vegetation viel üppiger als auf der Ostseite. Dazwischen liegt das schützende Gebirge.


Während der letzten großen Vereisungsphase (etwa vor 22.000 bis vor 17.700 Jahren) der Letzten Kaltzeit, war die Inselregion von Andøya als einziges Gebiet Skandinaviens größtenteils nicht unter Gletschern verborgen. So fungierte Andøya als Refugialraum.
Refugialräume sind Zufluchtsorte oder Erhaltungsräume, in die sich Tier- oder Pflanzenarten zurückziehen, weil in ihren ursprünglichen, meist viel größeren, Lebensräumen aus verschiedenen Gründen kein Überleben mehr möglich ist. Nach Zurückweichen des skandinavischen Gletscherschildes vor etwa 13.500 Jahren, konnten die Bäume aus dem Rückzugsraum, wie Fichten und Kiefern rasch wieder die freigewordenen Regionen besiedeln. Insbesondere für die Rekolonisierung Norwegens durch die Gemeine Fichte spielte der Restbestand auf Andøya eine entscheidende Rolle. Infolge der besonderen Vorgeschichte als Refugialraum ist die Biodiversität, die Artenvielfalt auf Andøya bemerkenswert ausgeprägt.
Hier soll es auf den Moorflächen auch meine geliebten Moltebeeren geben. Leider sind sie erst im August reif.

Als wir vom Campingplatz los gefahren waren, kamen wir an der Oksebasis, einer Raketenabschussstation, dem so genannten Andøya Space Center vorbei. Das ist eine Forschungsstationen, die das Polarlicht und die Atmosphäre untersuchen, und ein Observatorium, das die Atmosphäre mit einem besonders starken Laserstrahl erforscht.

Für die weitere Strecke hat uns Anne ein besonderes „ Häuschen“, einen
„Verspiegelten Toilettenblock“ empfohlen.

Er liegt an der felsigen Küste am Bukkekjerka Rastplatz. Die Stelle scheint bekannt zu sein, denn der Parkplatz ist voll.


Der Toilettenblock ist moderne Architektur, aus freiliegendem Beton und Glas. Man „sitzt“ im warmen Örtchen und schaut durch ein riesiges Fenster in die Natur.

Da kann man fast den ursprünglichen Zweck des „Besuchs“ des Ortes vergessen.
Die wartende Schlange zwingt uns aber zur Eile.

Die Fahrt geht weiter an der Westküste entlang bis sich in der Mitte der Insel die beiden Straßen wieder treffen.

Jetzt fahren wir weiter südlich nach Sortland, überqueren über die hohe Sortlandbrücke den

Sortlandsbrua, der die Inseln Langøya und Hinnøya trennt. Von dort geht es weiter nach Melbu zum Fährhafen, wo wir 17.30 Uhrankommen. Um 18.30 Uhr soll die nächste Fähre abfahren.

Es dauert nicht lange da trifft die Fähre aus Fiskebøl ein. Ent- und Beladen, alles kein Problem. Punkt 18.30 Uhr ist Abfahrt.



20 Minuten später legen wir an der Lofoteninsel Austvågøya an. An der Nordseite der Insel gibt es eine schmale Landstraße, die durch wunderschöne Blumenwiesen führt, an hübschen Anwesen und einsamen, weißen Stränden vorbei.


In den Dörfchen hat man auf die Strassen hinterhältige, schwer erkennbare „Toppes“ platziert. Wir „springen“ trotz eingehaltener Ortsgeschwindigkeit mehrmals heftig.


20 Uhr kommen wir im Dörfchen Laukvika an. Das Fischerdorf liegt direkt am Norwegischen Meer an der Nordwestküste der Insel und bietet damit beste Voraussetzungen für ein neues Mitternachtssonnenerlebnis.
Wir haben gehört: „Touristen fahren nach Eggum, um den Sonnenuntergang zu sehen, aber die Einheimischen fahren nach Laukvik, um ihn zu erleben.“ Wir sind gespannt, was uns erwartet, denn wir finden direkt am Wasser einen schönen Stellplatz mit Strom und warten nun auf den Sonnenuntergang.




Ab 23 Uhr zieht die Sonne fast waagerecht über dem Horizont entlang immer weiter nach Osten und erreicht erst 1.23 Uhr ihren tiefsten Punkt.

Dann steigt sie wieder nach oben und die Schatten werden wieder kräftiger.
Um 12 Uhr mittags scheint uns am Dienstag die Sonne genau von Süden auf den Tisch, der draußen vor dem UFO steht. Wir haben endlich ein zartes Gefühl von Sommer.
Das Meer ist völlig ruhig, aber es muss hier Stürme geben, die selbst die starken Wellenbrecher überwinden.

Die Laukvik-Mole ist eine der wettergefährdetsten Molen Norwegens. Sie wurde 1960 erbaut und nach Schäden mehrfach repariert. Die letzte Reparatur fand 2009 statt. Bis zu 30 Tonnen schwere Steine wurden verwendet, um sie zu stabilisieren. Bei Sturm soll man sie nicht betreten.

Am alten Leuchtturm ist eine Gedenktafel angebracht als Erinnerung an eine schlimme Tragödie. Die M/S Brattegga wurde hier mit 14 Mann an Bord an den Unterwasserfelsen zerschmettert am 30. März 1946. Eine ganze Gemeinde war nach dem Verlust ihrer Söhne und Väter in tiefer Trauer.

Mit den Rollern drehen wir eine Runde durch den winzigen Ort mit seinen etwas 500 Einwohnern und kommen an riesigen Gestellen mit zum Trocknen aufgehängten Fischköpfen vorbei.

Diese klassischen Trockengestell-Konstruktionen (auch „hjell“ genannt), sind auf den Lofoten weit verbreitet. Die Fischköpfe sind sicher Köpfe des Kabeljaus, der hier traditionell zu Stockfisch („tørrfisk“) verarbeitet wird.

Diese Köpfe werden in Norwegen nach althergebrachter Methode luftgetrocknet – ohne Zusatzstoffe, nur durch Sonne, Wind und Kälte.

Sie sind also kein Abfallprodukt. Sie werden separat getrocknet und hauptsächlich nach Westafrika, insbesondere Nigeria, exportiert. In Nigeria gelten die getrockneten Kabeljauköpfe als Delikatesse und wichtige Eiweißquelle.
Womit man alles Handel treiben kann.

Am Nachmittag kommt ein junger Mann und fragt uns, ob wir frisch gefangenen Dorsch und Lachs kaufen wollen, er hat zu viel gefangen. Da wir nicht selbst angeln gehen, lassen wir uns drei filetierte Teile bringen.

Zum Glück hat der Campingplatz eine Küche. Dort brutzeln wir die Teile und genießen sie auf der Küchenterrasse.
Die sich schon am Nachmittag ankündigenden Wolken schieben sich jetzt im Norden über dem Horizont zusammen und die Sonne steckt ab 23.20 Uhr dahinter. Mal sehen, ob sie nochmal zum Vorschein kommt.

Um 0.17 Uhr kommt sie noch einmal zum Vorschein und ab 0.55 Uhr lässt sie sich von den Wolken zudecken und beendet vorerst ihr Schauspiel.

Ich beobachte noch einige Zeit die Faszination der steigenden Flut und trolle mich dann zu unserem gut geheizten UFO.

Der 25. ist trübe und manchmal nieselt es. Keine Sonne, nur Ebbe und Flut. Wir verbringen den ganzen Tag an dem Ort bei 10 Grad planen, wie die Reise weiter geht und buchen die Fähre nach Bodø am 27.6.

Mitternachtssonne gibt es heute auch keine.
__________________________
Schreibe einen Kommentar